Berlin:

Langfristiger Trend bestätigt sich: Zahl der Versuchstiere sinkt erneut deutlich
Bundestierschutzbeauftragte Breher: „Beleg für die steigende Bedeutung von Alternativmethoden zum Tierversuch“

Auch 2024 ist die Zahl der Versuchstiere in Deutschland weiter gesunken und damit erstmals unter die Zwei-Millionen-Grenze gefallen. Das geht aus der Versuchstierstatistik hervor, die jährlich vom Deutschen Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) veröffentlicht wird. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 1,95 Millionen Tiere bei Versuchen in Wissenschaft und Forschung eingesetzt, das sind 8,2 Prozent weniger als 2023. Die Zahl der verwendeten Wirbeltiere und Kopffüßer ging sogar um neun Prozent auf 1,33 Millionen Tiere zurück.

Dazu erklärt die Beauftrage der Bundesregierung für Tierschutz, Silvia Breher: „Tierschutz geht uns alle an. Dass die Zahl der Versuchstiere in Wissenschaft und Forschung erneut auf ein Rekordtief gefallen ist, ist eine wirklich gute Nachricht. Das belegt: Alternativmethoden zum Tierversuch und der verantwortungsvolle Umgang mit Versuchstieren gewinnen stetig an Bedeutung und sind auch das Verdienst von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die mit großer Innovationskraft an Alternativen forschen. Das ist ein wichtiger Schritt zu einer Verbesserung des Tierschutzes. Dennoch wird auch deutlich, dass noch immer viele Tiere im Versuchstierbereich verwendet werden. Deshalb muss der Trend zugleich ein Ansporn sein, die Zahl der Versuchstiere weiter zu reduzieren. Das unterstützen wir. “

Wie in den Vorjahren handelt es sich bei den meisten eingesetzten Versuchstieren um Nagetiere: Mäuse machten 72 Prozent aus, Ratten rund sechs Prozent. Insgesamt 13 Prozent der eingesetzten Tiere waren Fische, vier Prozent Kaninchen und ein Prozent Vögel. Der Schweregrad der Versuche war überwiegend gering (63 Prozent). Der Anteil an Tierversuchen mit mittlerer oder schwerer Belastung lag bei 28,4 bzw. 3,6 Prozent, einem sehr niedrigen Wert im EU-Vergleich.

Die Zahlen werden von den Länderbehörden erhoben und vom Bf3R gesammelt und aufbereitet. Das Bf3R wurde 2015 auf Initiative der damaligen Bundesregierung gegründet und ist integraler Bestandteil des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), das wiederum eine Behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) ist. Das Bf3R koordiniert bundesweite Aktivitäten mit den Zielen, Tierversuche auf das unerlässliche Maß zu beschränken und Versuchstieren den bestmöglichen Schutz zu gewähren. Darüber hinaus sollen weltweit Forschungsaktivitäten angeregt und der wissenschaftliche Dialog gefördert werden.

Die Versuchstierstatistik finden Sie hier<https://www.bf3r.de/angebote/versuchstierzahlen/versuchstierzahlen-2024/> auf der Webseite des BfR.

Hintergrund:
Im Tierschutzgesetz ist festgelegt, zu welchem Zweck Tierversuche durchgeführt werden dürfen, welche organisatorischen und technischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen und welche Anforderungen an die Qualifikation des Personals gestellt werden. Wenn es geeignete Alternativmethoden gibt, müssen diese anstelle der Tierversuche angewendet werden.

Die Bundesregierung unterstützt die Entwicklung von Alternativmethoden zum Tierversuch mit zahlreichen Maßnahmen. Einmal jährlich vergibt das BMLEH seinen Tierschutzforschungspreis. Darüber hinaus befasst sich das Bf3R mit der Intensivierung der Alternativmethodenforschung und setzt sich für die Harmonisierung von Alternativmethoden auf internationaler Ebene ein.

Weitere Instrumente sind:
– die Forschungsförderung durch das BfR,
– der Förderschwerpunkt „Ersatzmethoden zum Tierversuch“ sowie der Vernetzungsinitiative „Bundesnetzwerk 3R“ des Bundesforschungsministeriums sowie
– die finanzielle Unterstützung der „Stiftung zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zur Einschränkung von Tierversuchen (set)“

Mit den genannten Maßnahmen und Initiativen leistet Deutschland innerhalb der Europäischen Union einen bedeutenden Beitrag für die Erforschung und Entwicklung von Alternativmethoden zum Tierversuch. Leitend ist dafür das „3R-Prinzip“ für mehr Tierschutz in Wissenschaft und Forschung. Dieses Prinzip beschreibt ethische Handlungsgrundsätze für den Einsatz von Tieren in diesem Bereich. Die drei R stehen für die englischen Begriffe Replacement (Vermeidung), Reduction (Reduzierung) und Refinement (Verbesserung der Haltungsbedingungen für Versuchstiere).

Quelle:bmleh.bund.de

Von redaktion