Berlin:

* Nach einem wachstumsstarken Jahresauftakt wird die konjunkturelle Dynamik
in Deutschland aktuell vor allem durch Verunsicherungen im Zuge der
Eurokrise gedämpft. Insgesamt zeigt sich die deutsche Wirtschaft aber
weiterhin stabil.
* Produktion und Bestelltätigkeit in der Industrie sowie Warenausfuhren
erholten sich nach den Verlusten des Vormonats und notieren über dem Stand
des ersten Quartals. Der teilweise deutliche Rückgang der
Stimmungsindikatoren spiegelt die erhöhten Risiken aus dem internationalen
Umfeld wider.
* Ein Stabilitätsanker bleibt der Arbeitsmarkt. Der Beschäftigungsaufschwung
ist ungebrochen. Steigende Einkommen und stabile Preise stärken den
privaten Konsum, der die Binnenkonjunktur weiterhin stützt.

Trotz der zunehmenden Verunsicherungen im Zuge der Eurokrise erweist sich die
deutsche Wirtschaft weiterhin als stabil. Nach dem überraschend starken Wachstum
im ersten Quartal ist die konjunkturelle Entwicklung auf eine langsamere Gangart
eingeschwenkt. Während die realwirtschaftlichen Indikatoren im Mai mehrheitlich
Zuwächse verzeichneten, waren die weiterreichenden Umfrageergebnisse unter
Unternehmen und Analysten von Zurückhaltung geprägt. Offenbar werden nach einer
Phase des Optimismus im Frühjahr die Risiken für die konjunkturelle Erholung
gegen Ende des zweiten Quartals wieder stärker in den Blick genommen. Zuletzt
enttäuschten vor allem die jüngsten Wirtschaftsdaten für die USA, die eine
anhaltende hohe Arbeitslosigkeit, eine zögerliche Industrieproduktion und ein
schwindendes Verbrauchervertrauen zum Ausdruck bringen. Vor diesem Hintergrund
hatte der IWF Anfang Juli seine Wachstumsprognose für die Vereinigten Staaten
leicht nach unten korrigiert. Die Gipfelbeschlüsse der Eurostaaten von Ende Juni
wurden dagegen überwiegend positiv aufgenommen, wenngleich sie auch die Skepsis
bezüglich der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone nicht
zerstreuen konnten. In den kommenden Monaten sieht sich die deutsche Konjunktur
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/konjunktur.html> damit nach wie vor
erheblichen externen Risiken gegenüber.

Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, in Europa einen
marktwirtschaftlichen und freiheitlichen Kurs zu steuern. Europa kann in der
gegenwärtigen Krise nur dann an Vertrauen und Stärke zurückgewinnen, wenn sich
die europäische Wirtschaftspolitik an ordnungspolitischen Prinzipien orientiert.
Dazu gehört, dass derjenige, der Risiken eingeht, auch dafür haftet. Die
Rettungsmaßnahmen auf europäischer Ebene dürfen nicht zu einer automatischen
Vergemeinschaftung von Risiken führen und damit falsche Anreize setzen. Das gilt
zum Beispiel für die künftige europäische Bankenaufsicht: Haftung und Kontrolle
gehören hier zusammen. Es darf keine Schnellschüsse hin zu einer Bankenunion mit
Haftungstransfers geben. Ebenso wichtig ist es, die Unabhängigkeit der EZB zu
wahren. Interessenkonflikte zwischen Bankenaufsicht und Geldpolitik darf es nicht
geben.

Der deutsche Außenhandel
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Aussenwirtschaft/handelspolitik-eu-wto,did=192958.html>
hat die Verluste des Vormonats mehr als kompensiert. Sowohl Warenausfuhren als
auch -einfuhren stiegen saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen im Mai mit
+3,9 % [2] bzw. +6,3 % kräftig an. Der Exporttrend gewinnt damit wieder an
Schwung, während die Importe weiterhin uneinheitlich tendieren.

Die deutsche Industrieproduktion konnte sich im Mai mit einem Plus von
saisonbereinigt 1,8 % von den Einbußen des Vormonats weitgehend erholen. Sie
notiert derzeit über dem Stand des ersten Quartals. Der aktuelle Zuwachs ist
jedoch etwas überhöht, weil das Verfahren der Saisonbereinigung die besondere
Konstellation der Brückentage im April und Mai nicht berücksichtigt. Eine
deutliche Belebung der Industrietätigkeit zeigt sich damit noch nicht. Das
Bauhauptgewerbe meldete im Mai einen deutlichen Anstieg der Erzeugung von 3,1 %.
Der Trend bleibt somit klar aufwärts gerichtet. Insgesamt haben sich im
Produzierenden Gewerbe die Chancen für ein stabiles zweites Quartal deutlich
verbessert. Hierzu trägt ebenfalls bei, dass die Auftragseingänge in der
Industrie im Mai um 0,6 % zulegten. Der Anstieg geht auf eine kräftige
Auslandsnachfrage zurück, die durch Großaufträge im Bereich des sonstigen
Fahrzeugbaus gestützt wurde. Aus konjunktureller Sicht sind die aktuell klar
aufwärts gerichteten Trendverläufe daher ebenfalls etwas überzeichnet. Die
weiterreichenden Perspektiven bleiben zudem durch die unsichere Entwicklung in
der Eurozone belastet, was sich in den aktuellen Umfrageergebnissen bei
Einkaufsmanagern und Unternehmen widerspiegelt.

Der Arbeitsmarkt erweist sich auch weiterhin als ein wichtiger Stabilitätsfaktor
für die Konjunktur. Vor allem der Beschäftigungsaufschwung ist bislang nahezu
ungebrochen. Im Mai wurden insgesamt 41,58 Mio. Erwerbstätige gezählt. Die
Beschäftigung in Deutschland hat sich damit weiter merklich erhöht. Getragen wird
diese Entwicklung nach wie vor vom deutlichen Wachstum
sozialversicherungspflichtiger Stellen. Die Geschwindigkeit des
Beschäftigungsaufbaus schwächt sich allerdings weiter ab. Deutlicher noch zeigt
sich dies bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Die Zahl der registrierten
Arbeitslosen ging zwar auch im Juni weiter auf 2,809 Mio. Personen zurück. Der
Rückgang fiel jedoch deutlich schwächer aus als für die Jahreszeit üblich. Auch
bei Neueinstellungen zeigen sich die Unternehmen in den letzten Monaten
zurückhaltender. Die Nachfrage nach Arbeitskräften bewegt sich allerdings trotz
der zuletzt uneinheitlichen Entwicklung der Frühindikatoren weiterhin auf hohem
Niveau.

Die per Saldo anhaltend positiven Grundtendenzen am Arbeitsmarkt sorgen auch
weiterhin für günstige Einkommens- und Konsumperspektiven. Bei sinkenden
Energiepreisen trägt der nachlassende Auftrieb der Verbraucherpreise, die mit
einer Jahresrate von zuletzt 1,7 % spürbar unter der Zwei-Prozent-Marke
notierten, weiter zur Kaufkraftstärkung bei. Die Perspektiven für den privaten
Konsum bleiben somit freundlich. Dies kommt nicht zuletzt auch in der anhaltend
optimistischen Verbraucherstimmung zum Ausdruck.

Quelle: bmwi.de

Von redaktion