Berlin:

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Mai 20231

Die konjunkturelle Grunddynamik hat sich zuletzt spürbar abgeschwächt: Wichtige Indikatoren weisen
am aktuellen Rand deutliche Rückgänge auf, die nur zum Teil eine Gegenbewegung zu den zuvor
deutlichen Anstiegen darstellen dürften.
Bei der Industrieproduktion ist es nach zwei schwungvollen Vormonaten im März zu Rückprall-Effekten
gekommen. Die Auftragseingänge verzeichneten im März die stärkste Abnahme seit der Hochphase der
Corona-Pandemie im April 2020. Die Stimmung in den Unternehmen hellte sich indes zum sechsten Mal
in Folge auf.
Die Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) verringerten sich im März erneut. Die Stimmung unter den
Verbrauchern dürfte ihre Erholung in den kommenden Monaten fortsetzen, auch wenn die nach wie vor
hohe Inflationsrate belastet.
Die Inflationsrate ging im März auf +7,2 Prozent zurück. Maßgeblich für den leichten Rückgang
(März: +7,4 Prozent) war ein nachlassender Preisdruck bei Nahrungsmitteln, die im Vorjahrsvergleich
allerdings immer noch eine hohe Dynamik aufweisen.
Die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt bleibt vorerst verhalten. Die registrierte Arbeitslosigkeit
stieg im April saisonbereinigt etwas an, allerdings spielen hier auch die Osterferien eine Rolle.
Die Arbeitsnachfrage kühlte ausweislich der IAB-Stellenerhebung im ersten Quartal etwas ab, liegt
aber immer noch auf hohem Niveau. Die Erwerbstätigkeit legte im ersten Quartal kräftig zu.
Im Januar und Februar 2023 lag die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen lt. amtlicher Statistik rund
20 Prozent über den jeweiligen Monatswerten des Vorjahres. Aktuelle Frühindikatoren deuten auf eine
ähnliche Dynamik in den nächsten Monaten hin, eine weitere Verschärfung des Insolvenzgeschehens ist
derzeit jedoch nicht in Sicht. Die derzeit zu beobachtenden hohen Schwankungen und
Revisionsanfälligkeit sowie die zum Teil widersprüchlichen Signale der Indikatoren sind an
konjunkturellen Wendepunkten nicht ungewöhnlich. Stimmungsindikatoren deuten nach dem schwachen
Winterhalbjahr aber eine wirtschaftliche Erholung im weiteren Jahresverlauf an.
SCHWACHER AUSKLANG ZUM WINTERHALBJAHR

Die Konjunktur hat zum Ende des Winterhalbjahrs 2022/23 einen spürbaren Dämpfer hinnehmen müssen.
„Harte“ Indikatoren wie Auftragseingänge und Industrieproduktion, die sich zu Jahresbeginn deutlich
erholt hatten, wiesen im März kräftige Rückgänge auf. Gerade auch in gesamtwirtschaftlich wichtigen
Bereichen wie dem Maschinenbau, der Kfz-Produktion oder den energieintensiven Wirtschaftszweigen
kam es zu spürbaren Rückgängen bei der Produktion. Auch die Bauindustrie, die sich zu Jahresbeginn
zum Teil auch infolge von günstigen Witterungsbedingungen spürbar belebt hatte, wies am aktuellen
Rande eine deutliche Abschwächung auf.
Die schwache Entwicklung der Einzelhandelsumsätze, die in preisbereinigter Rechnung zuletzt auch im
März spürbar rückläufig waren, zeigen die noch durch Kaufkraftverluste gedämpfte Entwicklung des
privaten Konsums an.
Auch die Impulse seitens der Außenwirtschaft ließen im März spürbar nach: Es kam zu einem
deutlichen Rückgang der Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen.
Der zuletzt bei vielen Konjunkturindikatoren zu beobachtendem uneinheitlichem Verlauf mit starken
Schwankungen und hoher Revisionsanfälligkeit ist an konjunkturellen Wendepunkten nicht
ungewöhnlich; dies erschwert allerdings die Interpretation der wirtschaftlichen Lage. Die
Entwicklung der Stimmungsindikatoren wie dem Ifo-Geschäftsklimaindex, dem GfK-Konsumklima oder auch
dem S&P-Einkaufsmanagerindex deuten nach dem schwachen Winterhalbjahr nach wie vor auf eine
wirtschaftliche Belebung im weiteren Jahresverlauf hin.
WELTWIRTSCHAFTLICHES UMFELD NOCH GEDÄMPFT
Während die weltweite Industrieproduktion im Berichtsmonat Februar im Vergleich zum Vormonat erneut
zulegte (+1,2 Prozent), entwickelte sich der Welthandel schwach (-0,9 Prozent). Die
Containerumschläge in europäischen Häfen (Nordrange-Index) setzten im März ihren Abwärtstrend fort.
Dagegen nahm die Aktivität in den chinesischen Häfen deutlich zu. Insgesamt entwickelt sich der
Welthandel weiterhin schwach.
Die Auftragseingänge aus dem Ausland brachen im Vormonatsvergleich nach dem deutlichen Plus im
Februar (+4,3 Prozent) im März mit einem Minus von 13,3 Prozent kräftig ein. Sowohl die
Bestellungen aus dem Euroraum (-10,8 Prozent) als auch aus dem Nicht-Euroraum (-14,8 Prozent)
gingen deutlich zurück. Allerdings schwanken die Auftragseingänge von Monat zu Monat stark; im
aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich lagen sie mit -0,2 Prozent nur leicht im Minus.
Laut der aktuellen Prognose von Oxford Economics wird die wirtschaftliche Aktivität wichtiger
Handelspartner Deutschlands – z.B. dem Euroraum (+0,8 Prozent) und den USA (+0,5 Prozent) – in
diesem Jahr wohl nur verhalten gegenüber 2022 zulegen. Stärkere Impulse für die Weltwirtschaft und
den deutschen Außenhandel dürften dagegen von den Schwellenländern (+3,7 Prozent) und insbesondere
von China (+ 5,5 Prozent) ausgehen.
RÜCKSETZER BEI DEN AUS- UND EINFUHREN

Nach der kräftigen Entwicklung im Februar ist der Wert der Aus- und Einfuhren im Berichtsmonat März
deutlich gefallen. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen gingen gegenüber dem Vormonat nominal
um 4,3 Prozent zurück, die Importe sogar um 6,2 Prozent. Im weniger schwankungsanfälligen
Zweimonatsvergleich lagen die nominalen Aus- und Einfuhren aber mit +1,6 Prozent bzw. +1,0 Prozent
weiter im Plus. Die schwache Entwicklung des Außenhandels im März dürfte als Gegenbewegung zu den
kräftigen Anstiegen im Februar zu sehen sein.
Die Außenhandelspreise waren dabei wie in den vorangegangenen Berichtsmonaten weiter rückläufig.
Die Exportpreise gaben im März leicht um -0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat nach, während die
Importpreise mit – 1,1 Prozent noch deutlicher zurück gingen. In realer Rechnung dürfte der
Rückgang der Aus- und Einfuhren im Berichtsmonat März daher etwas geringer ausfallen als in
nominaler Rechnung. Mit dem erneut stärkeren Rückgang der Einfuhrpreise im Vergleich zu den
Ausfuhrpreisen setzte sich die Verbesserung der Terms of Trade auch im März weiter fort (+0,8
Prozent).
Der monatliche Handelsbilanzüberschuss stieg im März saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat leicht
auf 15,0 Mrd. Euro an. Im Durchschnitt des ersten Quartals 2023 lag er bei 14,1 Mrd. Euro und war
damit rund doppelt so hoch wie im Jahresdurchschnitt 2022. Im Zuge der Corona-Pandemie und
gestörter Lieferketten war der Handelsbilanzüberschuss gesunken, danach wirkten sich vor allem
Preissteigerungen bei Energie aus.
Der Ausblick für den Außenhandel hellt sich tendenziell auf: Der Stimmungsindikator von S&P Global
legte im April weiter auf 54,2 Punkte zu. Er befindet sich damit seit Februar 2023 wieder über der
Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Allerdings verbesserte sich die Stimmung vor allem im
Dienstleistungsbereich, in der Industrie war sie zuletzt unverändert. Auch die ifo
Exporterwartungen wiesen im April weiter nach oben. Sie lagen zuletzt bei +6,9 Saldenpunkten, dem
höchsten Wert seit Februar 2022. Vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine lag der Index mit rund 15
Saldenpunkten noch deutlich höher.
In den letzten Monaten haben sich die Materialengpässe in der Industrie weiter entspannt. Im April
berichteten 39,2 Prozent der vom ifo Institut befragten Unternehmen von Engpässen bei der
Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten. Im März waren es noch 41,6 Prozent. Basierend auf
Schiffsbewegungsdaten weist der Kiel-Trade-Indikator für den Berichtsmonat April wieder auf einen
deutlichen Zuwachs der (realen) Ausfuhren hin. Für März hatte der Indikator des IfW – passend zu
den nun veröffentlichten März-Werten der Warenausfuhren – einen Rückgang der deutschen Exporte
angezeigt.
RÜCKPRALLEFFEKTE IM MÄRZ NACH SCHWUNGVOLLEN VORMONATEN
Nachdem sich sowohl die Produktion als auch die Auftragseingänge in den beiden ersten Monaten
dieses Jahrs recht schwungvoll entwickelt hatten, ist es im März zu unerwartet deutlichen
Rückprall-Effekten gekommen. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes im März gegenüber dem Vormonat merklich gesunken (- 3,4 Prozent). Der
Ausstoß in der Industrie ging um 3,3 Prozent zurück, im Baugewerbe kam es zu einem Minus von 4,6
Prozent. Der Bereich Energie legte um 0,8 Prozent zu.
In den meisten Wirtschaftszweigen der Industrie kam es zu Produktionsrückgängen: Insbesondere der
gewichtige Bereich Kfz und Kfz-Teile meldete eine kräftige Abnahme (-6,5 Prozent) und auch der
ähnlich große Maschinenbau verzeichnete ein spürbares Minus (-3,4 Prozent). Die besonders
energieintensiven Wirtschaftszweige haben ebenfalls im Vormonatsvergleich ihren Ausstoß fast
durchweg heruntergefahren: Herstellung chemischer Erzeugnisse -2,0 Prozent, Papier und Pappe -3,4
Prozent. Metallerzeugung und -bearbeitung -4,0 Prozent sowie Glas, Glaswaren und Keramik -6,5
Prozent. Nur der Bereich Kokerei und Mineralölverarbeitung konnte im Vergleich zum Vormonat etwas
zulegen (+1,5 Prozent).
Auch die Auftragseingänge sanken im März gegenüber dem Vormonat um 10,7 Prozent. Damit wurde der
stärkste Rückgang seit der Hochphase der Corona- Pandemie im April 2020 verzeichnet. Ohne
Großaufträge ergibt sich eine Verringerung um 7,7 Prozent. Die Auftragseingänge bewegten sich 11,0
Prozent unterhalb des Vorjahresniveaus. Insbesondere die Nachfrage aus dem Nicht-Euroraum schwächte
sich gegenüber dem Vormonat ab (-14,8 Prozent). Auch die Aufträge aus dem Euroraum (-10,8 Prozent)
und dem Inland (-6,8 Prozent) gaben spürbar nach.
Im ersten Quartal insgesamt ist es bei der Produktion in der Industrie gegenüber dem Vorquartal zu
einem Anstieg um 1,8 Prozent und bei den Auftragseingängen zu einer Seitwärtsbewegung gekommen
(+0,1 Prozent). Die Stimmung in den Unternehmen hat sich bis zuletzt weiter verbessert, was für
eine Erholung der Industriekonjunktur im weiteren Verlauf des Jahres 2023 spricht.

PRIVATER KONSUM WEITERHIN DURCH HOHE INFLATION BELASTET
Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz verringerten sich im März gegenüber dem Vormonat um 2,2
Prozent. Im ersten Quartal insgesamt ergab sich damit gegenüber dem Vorquartal ein Minus von 1,3
Prozent. Im Vergleich zum März 2022 meldete der Einzelhandel ein reales Umsatzminus von 8,1
Prozent, was zu einem beträchtlichen Teil die hohen Preissteigerungen widerspiegelt. Der Handel mit
Lebensmitteln verzeichnete im März im Vergleich zum Vormonat eine Abnahme um 1,3 Prozent und
gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,6 Prozent. Dies ist der stärkste Umsatzrückgang im
Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994. Ursache hierfür dürfte sein, dass der
Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln im März mit +22,3 Prozent erneut wesentlich höher lag als die
Inflationsrate insgesamt. Der Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln ging im Vormonatsvergleich um
2,4 Prozent zurück (ggü. Vorjahresmonat -1,4 Prozent). Der Internet- und Versandhandel verbuchte im
März eine Abnahme um 4,8 Prozent (ggü. Vorjahresmonat -2,0 Prozent).
Die Neuzulassungen von Pkw durch private Halter haben sich im April um 4,5 Prozent verringert,
nachdem sie bereits im März um 8,2 Prozent gefallen waren. Hier dürfte sich die verringerte
staatliche Förderung von E-Fahrzeugen bemerkbar machen.
Trotz der fast durchweg rückläufigen Umsatzdaten für den März deuten die Frühindikatoren für die
Stimmung unter den Verbrauchern auf eine Erholung in den kommenden Monaten hin. So ist das GfK
Konsumklima im April zum sechsten Mal in Folge gestiegen und für Mai wird eine erneute Verbesserung
erwartet. Auch bei den ifo Geschäftserwartungen im Einzelhandel setzte sich im April die positive
Tendenz fort. Der nachlassende Pessimismus dürfte insbesondere auf die moderateren Preise für
Energie an den Märkten, aber auch auf die Stabilisierungsmaßnahmen der Bundesregierung
zurückzuführen sein, die die Unsicherheit bei den privaten Verbrauchern begrenzt haben.

VERBRAUCHERPREISANSTIEG AM ABKLINGEN
Die Inflationsrate (Preisniveauanstieg gegenüber Vorjahresmonat) belief sich im April auf 7,2
Prozent. Maßgeblich verantwortlich für diesen erneut leichten Rückgang (März: +7,4 Prozent;
Februar: +8,7 Prozent) war ein nachlassender Preisdruck bei Nahrungsmitteln, die mit +17,2 Prozent
gegenüber dem Vorjahresmonat zwar weiterhin eine hohe, aber im Vergleich zum März (-0,8 Prozent)
rückläufige Steigerung verzeichneten. Allerdings bewegt sich die Rate für die Nahrungsmittel
insgesamt weiterhin auf deutlich überdurchschnittlichem Niveau.
Die Energiepreise sind im April gegenüber dem Vorjahresmonat mit +6,8 Prozent zwar stärker
gestiegen als im Vormonat (+3,5 Prozent), liegen aber erneut unterhalb der Veränderung der
Gesamtrate. Verantwortlich dafür ist auch ein Basiseffekt: Mit Beginn des Kriegs in der Ukraine war
es zu einem sprunghaften Anstieg der Energiepreise gekommen, der seit März aus dem
Vorjahresvergleich herausgefallen ist. Daneben haben die Maßnahmen aus dem dritten Entlastungspaket
dämpfend gewirkt. Dennoch verteuerte sich Haushaltsenergie von April 2022 auf April 2023 mit +21,1
Prozent nach wie vor fast unverändert stark (März: +21,9 Prozent). Dabei legten die Preise für
Erdgas um 33,8 Prozent, für Strom um 15,4 Prozent und Fernwärme um 12,3 Prozent zu.
Flüssigbrennstoffe wurden hingegen mehr als ein Fünftel billiger (-21,8 Prozent).
Die Kerninflationsrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) verharrte im April nach neun Anstiegen in
Folge bei 5,8 Prozent. Im Vormonatsvergleich legten die Preise ähnlich stark zu wie im März (April:
+0,6 Prozent; März: +0,7 Prozent). Die nachlassende Dynamik könnte darauf hindeuten, dass der
Höhepunkt auch bei der Kernrate allmählich erreicht ist.
Laut Gliederung nach Verwendungszwecken hat erneut der Bereich Nahrungsmittel trotz des zuletzt
verringerten Preisdrucks am stärksten zum Verbraucherpreisanstieg beigetragen (+1,8 Prozentpunkte).
Der Beitrag der Wohnkosten ist unverändert hoch (+1,7 Prozentpunkte, darunter +0,4 Prozentpunkte
durch Strom und +0,2 Prozentpunkte durch Gas). Die Preisimpulse aus den Bereichen Freizeit,
Erholung und Kultur erhöhten sich auf 0,7 Prozentpunkte. Der Beitrag des Bereich Verkehr wurde
ebenfalls wieder spürbarer (+0,4 Prozentpunkte).
Im Vormonatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise im April um 0,4 Prozent und damit nur halb so
stark wie im März (+0,8 Prozent). Hier schlagen die Preise für Nahrungsmittel durch, die erstmals
seit Oktober 2021 zurückgegangen sind (-0,8 Prozent, Gemüse: -7,5 Prozent, Speisefette/-öle: 3,0
Prozent; Butter: -3,6 Prozent). Die Energiepreise erhöhten sich hingegen zum ersten Mal seit Januar
wieder (+0,7 Prozent). Ausschlaggebend war eine Teuerung bei Fernwärme (+3,3 Prozent) und
Kraftstoffen (+1,6 Prozent). Heizöl (-3,1 Prozent) und Erdgas (-0,3 Prozent) waren dagegen
günstiger.
Für die nächsten Monate werden weiter nachlassende, wenn auch immer noch hohe Inflationsraten
erwartet. Im Rahmen ihrer Frühjahrsprojektion geht die Bundesregierung für das Gesamtjahr 2023 von
einer Inflationsrate von 5,9 Prozent und für 2024 von 2,7 Prozent aus.

FRÜHJAHRSBELEBUNG AM ARBEITSMARKT BLEIBT VERHALTEN
Im April kam es zu einem Anstieg der registrierten Arbeitslosigkeit um 24.000 Personen gegenüber
Vormonat in saisonbereinigter (sb) Rechnung. Ohne Berücksichtigung ukrainischer Geflüchteter lag
der Anstieg bei 15.000 Personen. In den April-Zahlen zur Arbeitslosigkeit spiegeln sich neben der
konjunkturellen Schwächephase vor allem die Osterferien wider, während der weniger Menschen an
arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie Sprach- und Integrationskursen teilnahmen. Die
Erwerbstätigkeit legte im März erneut kräftig um 56.000Personen (sb) zu. Bei der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gab es im Februar ebenfalls ein deutliches Plus zum
Vormonat (sb +46.000 Personen). Die Inanspruchnahme der Kurzarbeit erhöhte sich im Februar nur
leicht auf rund 160 Tausend Personen. Die Tendenz laut der Anzeigen ist hier aber rückläufig. Die
Frühindikatoren vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie dem ifo Institut im
April deuten weiterhin aufzunehmende Beschäftigung und tendenziell abnehmende Arbeitslosigkeit hin.
Zwar sank die Zahl der offenen Stellen laut Stellenerhebung des IAB im ersten Quartal, die
Arbeitsnachfrage liegt mit rund 1,75 Mio. offenen Stellen aber weiter auf hohem Niveau.
INSOLVENZEN AUCH IM FRÜHJAHR 2023 AUF ERHÖHTEM NIVEAU
Im Gesamtjahr 2022 gab es mit insgesamt 14.590 Unternehmensinsolvenzen einen Anstieg in der
amtlichen Insolvenzstatistik um 4,3 Prozent ggü. dem Vorjahr. Damit stiegen die
Unternehmensinsolvenzen erstmals seit der Finanzkrise 2009 im Vorjahresvergleich wieder an,
allerdings ausgehend von einem historisch niedrigen Niveau (2021: 13.993) seit Einführung der
Insolvenzordnung im Jahr 1999. Auch die Werte für der Januar- und Februar 2023 lagen nach
endgültigen Ergebnissen des StBA mit jeweils rund 20 Prozent über dem Wert des Vorjahres.
Als Frühindikator gibt die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen Hinweise auf die künftige
Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen. Diese sind nach vorläufigen Angaben des Statistischen
Bundesamtes im April 2023 um 14,1 Prozent gegenüber März 2023 zurückgegangen, nachdem Sie im
Februar und März 2023 um 10,8 Prozent bzw. 13,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen waren. Das
Insolvenzgeschehen nimmt seit der zweiten Jahreshälfte 2022 kontinuierlich zu, eine Verschärfung
der Insolvenzlage mit einer Insolvenzwelle ist im weiteren Verlauf jedoch nicht zu erwarten. Die
Folgen des Kriegs in der Ukraine und die zwischenzeitlich drastisch gestiegenen Energiepreise
stellen für viele Unternehmen Belastungen dar, deren Auswirkungen auf das Insolvenzgeschehen in den
nächsten Monaten nur schwer abzuschätzen sind.
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1In diesem Bericht werden Daten genutzt, die bis zum 15. Mai 2023 vorlagen. Soweit nicht anders
vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis
preis-, kalender- und saisonbereinigter Daten.

https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/Wirtschaftliche-Lage/2023/20230515-die-wirtschaftliche-lage-in-deutschland-im-mai-2023.html

Quelle:abo-bmwi.de

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