Berlin:

Bundesumweltministerium und Chemieverband VCI entwickeln neue Messmethoden
für 50 Chemikalien

Im Human-Biomonitoring-Projekt ist die Auswahl von 50 Stoffen abgeschlossen
worden, für die erstmals Messmethoden entwickelt werden. Diese Stoffe
können über Lebensmittel, Trinkwasser, Kosmetika oder
Gebrauchsgegenstände vom menschlichen Organismus aufgenommen werden. Sie
wurden danach ausgewählt, dass sie die Allgemeinbevölkerung belasten
könnten oder bedenkliche toxikologische Eigenschaften besitzen. Seit 2010
arbeiten BMU und VCI gemeinsam daran, diese Stoffe verlässlich messen zu
können. Für 26 dieser Stoffe wurden bereits neue Messmethoden entwickelt.
Bis 2025 werden weitere folgen. Die neuen Analyseverfahren werden
anschließend vom Umweltbundesamt (UBA) genutzt, um die Belastung der
Bevölkerung mit den jeweiligen Stoffen zu messen. Auf Basis der Ergebnisse
entwickelt das UBA bei Bedarf Empfehlungen für die Verbesserung des
Schutzes der Bevölkerung vor unerwünschten Chemikalienbelastungen.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Jede neue Nachweismethode für
relevante Chemikalien ist ein wichtiger Schritt zu mehr
Chemikaliensicherheit und zum Schutz der Bevölkerung vor problematischen
Stoffen. Diese langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit mit der
chemischen Industrie ist weltweit einzigartig. Gleichzeitig leisten wir
einen Beitrag zur Chemikaliensicherheit über die Grenzen Deutschlands
hinaus. Denn wir publizieren die neuen Methoden weltweit und bringen sie
auf EU-Ebene ein.“

VCI-Präsident Christian Kullmann: „Die Produktverantwortung und das
Ziel, dass Chemikalien noch sicherer anzuwenden sind, haben für unsere
Branche höchste Priorität. Hierzu leistet die Entwicklung neuer
Analysemethoden einen wichtigen Beitrag. Die Untersuchungen zum
Human-Biomonitoring führen zu validen Daten und können damit als
Entscheidungsgrundlage für mögliche Schutzmaßnahmen verwendet werden.“

Im Rahmen des Human-Biomonitorings nehmen BMU und VCI Stoffe in den Fokus,
für die es bisher keine geeignete Messmethode gibt. Die Auswahl beruht auf
Empfehlungen eines hochrangiges Expertenkreises aus Forschung, Industrie
und einschlägigen Fachbehörden. Auswahlkriterien sind, ob die
Bevölkerung diesen Stoffen vermehrt ausgesetzt sein könnte oder ob die
Stoffe toxikologisch oder gesundheitlich bedenkliche Eigenschaften
besitzen. Unter den ausgewählten Stoffen sind zum Beispiel Weichmacher
für Kunststoffe, wie DINCH und DPHP, oder das Flammschutzmittel HBCDD.
Auch häufig verwendete Kosmetikinhaltsstoffe wie Geraniol, Lysmeral und
Climbazol, Schädlingsbekämpfungsmittel wie Fipronil oder
Konservierungsmittel wie CIT/MIT und Bronopol wurden ausgesucht.

Abschließend ausgewählt haben BMU und VCI jetzt die letzten drei Stoffe,
die noch fehlten, um die Zielgröße von 50 Stoffen zu erreichen: (1)
2,4,7,9-Tetramethyl-5-decin-4,7-diol (TMDD), ein Schaumhemmer für Farben
und Druckertinten sowie in Materialen mit Lebensmittelkontakt; (2)
Benzisothiazolinon (BIT), ein Biozid-Wirkstoff der vorwiegend zur
technischen Konservierung eingesetzt wird und (3) N-Butylbenzolsulfonamid
(NBBS), ein Weichmacher für Polyamid-Teile.

Während die Stoffauswahl für das Human-Biomonitoring-Projekt damit
abgeschlossen ist, läuft die Entwicklung der Messmethoden im Auftrag des
VCI noch fünf Jahre weiter. Die Methoden sollen sehr empfindlich und
dafür geeignet sein, die im Allgemeinen niedrige Hintergrundbelastung bei
Menschen zu bestimmen, die beruflich nicht mit den gemessenen Stoffen in
Berührung kommen.

Alle Analysemethoden werden nach ihrer Fertigstellung und Validierung in
anerkannten, internationalen Fachzeitschriften mit Begutachtungsverfahren
veröffentlicht, damit ihre hohe Qualität extern bestätigt wird, sie
weltweit verfügbar und nutzbar sind.

Für die Anwendung der Methoden in geeigneten Studien liegt die
Verantwortung beim BMU, das hier eng mit dem Umweltbundesamt
zusammenarbeitet. Geeignete Untersuchungen finden zum Beispiel im Rahmen
der Deutschen Umweltstudien zur Gesundheit und in der Umweltprobenbank des
Bundes statt.

Weitere Informationen zum Human-Biomontoring-Projekt
<https://www.bmu.de/presseverteiler/lt.php?tid=FrVqD/wX7SybxH7GBihxT7IG4A1z8g3SohwKHVvW6/+BuBNZyf/roKSsg41K6FIQ>

Quelle: bmu.bund.de

Von redaktion