Berlin:

Durch Ressourcenknappheit und Umweltbelastung gewinnt die Forschung und Entwicklung neuer, nachhaltiger Mobilitätssysteme zunehmend an Bedeutung. Die Entwicklung zukunftsfähiger Technologien erfordert allerdings gerade in Hinblick auf das Automobil weitreichendes Umdenken. Mit dem Wandel hin zur Elektromobilität zeichnet sich eine Zeitenwende ab. Am 16. Mai 2011 übergab die Nationale Plattform Elektromobilität ihren zweiten Bericht der Bundesregierung. Darin finden sich Empfehlungen für die künftige Politik der Bundesregierung im Bereich Elektromobilität. Das BMBF hat hier früh gefördert und baut die Forschungsförderung aktuell weiter aus.

Autos „made in Germany“ sind seit über 100 Jahren weltweit geschätzt und gefragt, die Branche beschäftigt Millionen Menschen. Für die deutsche Wirtschaft und den Technologiestandort Deutschland spielt das Automobil eine wichtige Rolle. Die Verbrennungsmotoren heutiger Autos emittieren allerdings klimaschädliche Gase und verbrauchen fossile Treibstoffe, die nur noch begrenzt verfügbar sind. Elektromobilität markiert eine technologische Zeitenwende.

Die schrittweise Elektrifizierung der Straßenfahrzeuge – von Hybridkonzepten bis zum komplett elektrisch betriebenen Auto – eröffnet die Option auf eine zukunftsfähige Mobilität. Sie bietet die Chance, die Abhängigkeit vom Erdöl zu reduzieren und die Emissionen des Straßenverkehrs zu minimieren.

Das BMBF unterstützt diese Entwicklung maßgeblich durch gezielte Forschungsförderung und den organisierten Austausch zwischen Wissenschaft und Industrie. Für die Bereiche Batterie, Energiemanagement im Gesamtsystem und Aus- und Weiterbildung wird das BMBF seine Fördermittel bis zum Ende der Legislaturperiode erheblich aufstocken.

Vor der breiten Markteinführung von Elektrofahrzeugen sind noch wesentliche technologische Hürden zu überwinden. Es reicht nicht, in einem herkömmlichen Fahrzeug den Tank durch eine Batterie und den Verbrennungsmotor durch einen Elektromotor zu ersetzen. Wir müssen das „Auto neu denken“! Dafür ist ein vollständig neuer Systemansatz erforderlich. Völlig neue Fahrzeug- und Batteriekonzepte müssen entwickelt und die gesamte „Tank-Infrastruktur“ neu konzipiert werden. Das erfordert ein abgestimmtes Vorgehen aller Akteure, insbesondere im Hinblick auf die dringend notwendigen vielfältigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Hier leistet die Forschungsförderung des BMBF wichtige Beiträge.

In Planung: Produktionsanlage für Lithium-Ionen-Batterie

Deutschland soll zu einem führenden Anbieter für Elektromobilität werden. Mit der Förderung einer Pilotproduktionsanlage für Lithium-Ionen-Batterien setzt das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine zentrale Forderung der Nationalen Plattform Elektromobilität um. Bereits heute werden in einem kleineren Maßstab in den Verbundprojekten ProLIZ und DryLIZ an Instituten in Dresden und München unter Beteiligung der Automobilindustrie anwendbare Technologien und automatisierte Produktionsverfahren zur wirtschaftlichen Massenfertigung von Lithium – Ionen – Zellen entwickelt, erprobt und optimiert. Bundesforschungsministerin Schavan vereinbarte mit dem Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterie (KLiB) den Aufbau einer großen, weiteren Produktionsstätte. Zum Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterie haben sich Unternehmen und anwendungsnahe Forschungseinrichtungen zusammengeschlossen, um die Zell- und Batterieindustrie in Deutschland zu fördern. Der Standort Ulm hat sich – auch dank der Unterstützung durch das BMBF – zu einem Zentrum der Batterieforschung entwickelt. Neben dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Universität Ulm arbeitet dort seit Anfang 2011 auch das Helmholtz Institut für Batterieforschung.

Am 19. April hat Bundesforschungsministerin Annette Schavan in Berlin das erste alltagstaugliche Elektrofahrzeug in die Dienstwagenflotte des Ministeriums übernommen. Der fünfsitzige Mercedes A-Klasse „E-Cell“ erfüllt mit einer Reichweite von über 200 Kilometern die Voraussetzungen für den Einsatz im Fuhrpark des Ministeriums. Deutschland soll Innovationsführer und globaler Leitanbieter für Elektromobilität werden; das ist das Ziel der Bundesregierung.

Helmholtz Institut für elektrochemische Energiespeicherung

Aktuellstes Beispiel für einen Baustein der langfristig angelegten Elektromobilitäts-Strategie, ist das neu eröffnete Helmholtz-Institut Ulm für elektrochemische Energiespeicherung (HIU). Als Außenstelle des Karlsruher Instituts für Technologie baut das Institut eine Brücke zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung. Batterieforschung soll hier in Kooperation mit der Universität Ulm sowie den Forschungszentren ZSW (Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung) und DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) entscheidend voran getrieben werden. Die Zusammenarbeit dieser vier Partner begann bereits 2009 mit dem BMBF-Kompetenzverbund Süd Elektrochemie für Elektromobilität.
Nationaler Entwicklungsplan Elektromobilität

Deutschland soll zum Leitmarkt Elektromobilität werden. Es gilt die Führungsrolle, die Deutschland in Forschung und Wissenschaft ebenso wie in der Automobil- und Zulieferindustrie derzeit einnimmt, auch in einer „elektromobilen Zukunft“ zu behaupten. Ziel des Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität ist es, die Forschung und Entwicklung, die Marktvorbereitung und die Markteinführung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen in Deutschland voranzubringen. Bis spätestens zum Jahr 2020 sollen eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren. Die im Konjunkturpaket II der Bundesregierung aufgegriffenen Maßnahmen gaben dafür den Startschuss.
Nationale Plattform Elektromobilität

Die Nationale Plattform Elektromobilität wurde am 3. Mai 2010 anlässlich eines Spitzengesprächs zur Elektromobilität bei der Bundeskanzlerin gegründet. Darin sind alle maßgeblichen Automobilhersteller, Zulieferer und andere wichtige Unternehmen, Energieversorger, Forschungsorganisationen und entsprechende Verbände und Gewerkschaften vertreten. In sieben Arbeitsgruppen – Antriebstechnologie, Batterie, Netzinfrastruktur, Normung, Materialien, Nachwuchs/Qualifizierung und Rahmenbedingungen – werden jeweils spezifische Fragestellungen diskutiert und konkrete Maßnahmen identifiziert.

Ein erster Zwischenbericht der Plattform wurde am 30.11.2010 an die Bundesregierung übergeben. Darin wird der Status Quo im Bereich Elektromobilität in Deutschland dargestellt und erste Empfehlungen ausgesprochen, wie Deutschland zum Leitanbieter für Elektromobilität werden kann.

Am 16. Mai 2011 wurde der zweite NPE-Bericht an die Bundesregierung übergeben. Darin wird vor allem auch die Verbindung von Elektromobilität und Erneuerbaren Energien hervorgehoben. Sie ist eine Voraussetzung dafür, dass das Klimaschutzpotential dieser Technologie ausgeschöpft werden kann.
Schlüsseltechnologien für die Elektromobilität

Zur Umsetzung des Nationalen Entwicklungsplans müssen möglichst zügig Schlüsseltechnologien für energieeffiziente, ressourcenschonende, sichere, bezahlbare und leistungsfähige Elektrofahrzeuge entwickelt und diese Fahrzeuge in signifikanten Stückzahlen auf den Markt gebracht werden. Das BMBF unterstützt dies im Rahmen der Förderbekanntmachung „Schlüsseltechnologien für die Elektromobilität (STROM)“ . Im Mittelpunkt steht dabei die Forschung und Entwicklung neuartiger, innovativer Elektrofahrzeuge unter Berücksichtigung aller hierfür erforderlichen Subsysteme: Gefördert werden Arbeiten in den Bereichen Gesamtfahrzeugsysteme, Batterieentwicklung und -integration, Energiemanagement sowie die entsprechende Werkstoff- und Materialforschung. Hier werden in den Jahren 2011 bis 2014 Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von etwa 90 Mio. Euro gefördert.

Produktionstechnologien von hybriden und elektrischen Antrieben mit den Optimierungszielen Energieeffizienz, Zuverlässigkeit, Leichtbau, Produktionskosten, Recyclingfähigkeit sowie hohe Stückzahl- und Variantenflexibilität werden im Rahmen der Förderbekanntmachung „Serienflexible Technologien für elektrische Antriebe von Fahrzeugen“ gefördert. In den sieben ausgewählten Projektverbünden stehen neue Motorenkonzepte sowie weitere Komponenten des Antriebsstrangs sowie die zugehörigen Produktionsausrüstungen und Fertigungstechnologien im Fokus der Entwicklungen. Gefördert werden Arbeiten zum Schneiden/Paketieren von Elektroblechen sowie zum Wickeln von Elektromotoren. Darüber hinaus werden Lösungen zur Montage, zum Messen und Prüfen sowie zur Prozesskette der Motorenherstellung bzw. des Antriebsstrangs erwartet. Die Vorhaben werden in den Jahren 2012 bis 2015 mit einem Gesamtvolumen von etwa 21 Mio. Euro gefördert.

Die Förderbekanntmachung „Energieeffiziente und sichere Elektromobilität“ adressiert adressiert zwei zentrale Bereiche auf dem Weg zu konkurrenzfähigen Elektrofahrzeugen: 1. das intelligente Management der begrenzten elektrischen Energie in Plug-In-Hybrid- und reinen Elektrofahrzeugen sowie 2. Aspekte der funktionalen Sicherheit sowohl auf Bauelemente- als auch auf Systemebene.
Forschen mit System

Voraussetzung für den Erfolg der Elektromobilität ist ein systematisches und ganzheitliches Vorgehen in Forschung und Entwicklung. Das BMBF fördert daher im Rahmen des Konjunkturpakets II das Vorhaben Fraunhofer Systemforschung Elektromobilität. Die Fraunhofer-Gesellschaft wird dadurch befähigt, ein Forschungsnetzwerk mit umfassender Systemkompetenz aufzubauen und alle grundlegenden Aspekte der Elektromobilität parallel zu erforschen. Das so entstehende Know-how wird schnellstmöglich der deutschen Automobilindustrie zur Verfügung gestellt.
Elektromobilität hat jetzt eine Adresse

Mit dem vom BMBF geförderten Forum Elektromobilität in Berlin ist im Jahr 2009 eine Informations- und Kommunikations-Drehscheibe entstanden, die Akteure aus Politik, Industrie, Wissenschaft und Gesellschaft zusammenbringt. Das Forum wird künftig die wichtige Aufgabe übernehmen, die Bevölkerung in Ausstellungen und Veranstaltungen über das Thema Elektromobilität zu informieren.
Kompetenzaufbau an den Hochschulen

Bei der Entwicklung des Leitmarktes Elektromobilität in Deutschland spielen Forschung und Ausbildung auf dem Gebiet der Elektrochemie eine entscheidende Rolle, zum Beispiel für die Entwicklung leistungsfähiger Batteriesysteme. Unter Federführung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Forschungszentrums Jülich (FZJ) werden zwei Forschungsverbünde im Bereich der Elektrochemie mit Partnern an führenden Universitäten und Forschungsinstituten aufgebaut. Mit Hilfe dieser Maßnahmen soll die Qualität in Forschung und Lehre optimiert, die verfügbaren Kapazitäten ausgeweitet und wissenschaftlicher Nachwuchs gewonnen werden.

NPE und Bundesregierung sind sich darin einig, dass der Schlüssel zum Erfolg der Elektromobilität auch eine fundierte Ausbildung sowie eine systematische berufliche Qualifizierung sind. Denn auf die Menschen kommt es an. Gut ausgebildete Experten sind gefragt, damit Deutschland tatsächlich zu einem Leitanbieter für die Elektromobilität werden kann. Viele der Beschäftigten, die künftig Elektroautos entwickeln und bauen sollen, sind heute schon berufstätig und müssen für die anstehenden Aufgaben qualifiziert werden. Der berufliche und der akademische Bereich müssen dafür besser vernetzt werden. Als erste konkrete Maßnahme hat deshalb das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Initiative ergriffen durch die Unterstützung einer Nationalen Bildungskonferenz in Ulm.
Nachwuchsförderung für die Elektromobilität

Um den technischen Nachwuchs an den Universitäten und Fachhochschulen für eine Karriere im Bereich Elektromobilität zu motivieren, hat das BMBF gemeinsam mit der Fraunhofer-Gesellschaft das DRIVE-E-Programm gestartet. Dies ist das erste Programm zur Nachwuchsförderung im Zukunftsfeld der Elektromobilität. Das Programm ist zunächst auf drei Jahre angelegt und richtet sich an Studierende der Fachrichtungen Elektrotechnik, Maschinenbau, Mechatronik und verwandter Themengebiete. Einmal jährlich wird der DRIVE-E-Studienpreis für innovative studentische Arbeiten ausgeschrieben und die DRIVE-E-Akademie, eine Ferienschule für Studierende, durchgeführt. Hier werden die neuesten Entwicklungen und Forschungsergebnisse von Experten vorgestellt.
Erste Nationale Bildungskonferenz Elektromobilität in Ulm

„Hervorragend ausgebildete und hochmotivierte Fachkräfte sind der Schlüssel dafür, dass Deutschland zu einem Leitanbieter für Elektromobilität werden kann.“
Diese Kernaussage des Regierungsprogramms Elektromobilität vom 16. Mai 2011 ist Ausgangspunkt für einen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gestarteten systematischen Prozess, an dessen Anfang die folgenden Fragen stehen: Bedarf es spezieller neuer Berufsbilder für die Elektromobilität? Sind unsere Hochschulen für das Thema gerüstet? Wie können wir speziell die Elektrochemie in Deutschland stärken? Welche Beiträge leistet die Industrie? Kann auch die Forschungsförderung helfen?

Diese und weitere Fragen wurden am 28. und 29. Juni 2011 auf der vom BMBF auf Empfehlung der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) initiierten ersten „Nationalen Bildungskonferenz Elektromobilität“ an der Universität Ulm diskutiert. Zum ersten Mal überhaupt trafen sich die Akteure aller relevanten Arbeitsgebiete der akademischen wie beruflichen Aus- und Weiterbildung für die Elektromobilität. Die Konferenz bestätigte die Aussage der NPE, dass eigene Berufsbilder nicht nötig erscheinen. Das Ziel müsse allerdings eine Standardisierung der Ausbildungsinhalte sein. Hierbei gelte es, die bestehenden Aktivitäten zu bündeln und besser zu verzahnen, um zeit- wie kostenintensive Parallelentwicklungen zu vermeiden. An den Hochschulen müssen zwar keine neuen Studiengänge eingerichtet werden, dafür sei aber eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit etwa zwischen dem Maschinen- und Fahrzeugbau und der Elektrotechnik notwendig. Einen ausführlicheren Rückblick auf die Konferenz finden Sie hier.
Faszination Elektroauto

Das BMBF fördert zukunftsweisende Projekte der deutschen Automobilindustrie, zum Beispiel das Verbundprojekt ePerformance. Unter Federführung des Automobilherstellers Audi werden Partner aus der Zulieferindustrie, aus Hochschulen und Forschungsinstituten ein Elektrofahrzeug „aus einem Guss“ entwickeln, das neuartige Lösungen für die grundlegenden Herausforderungen der Elektromobilität aufzeigt, vor allem bei Leistungsfähigkeit, Reichweite, Kosten, Sicherheit und Käuferakzeptanz.
Schrittmacher des Fortschritts: die Batterie

Ein Leitmarkt Elektromobilität kann in Deutschland nur entstehen, wenn leistungsfähige Batteriesysteme im eigenen Land produziert werden können. Das BMBF wird daher die Wirtschaft bei der Entwicklung industrieller Produktionstechnologien von Lithium-Ionen-Batteriesystemen unterstützen. In der vom BMBF geförderten Innovationsallianz „Lithium-Ionen-Batterie LIB 2015“ sollen Speicherkapazität, Ladegeschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit von Batteriesystemen entscheidend verbessert werden.

Quelle: bmbf.de

Von redaktion