Berlin:

Kabinett beschließt Beschleuniger für Wind- und Netzausbau – EU-Notfallverordnung wird umgesetzt –
Verfahren werden noch mal schneller

Die Verfahren zum Ausbau von Windenergie an Land, Windenergie auf See sowie für
Offshore-Anbindungsleitungen und Stromnetze werden noch einmal deutlich weiter beschleunigt. Dazu
hat das Bundeskabinett heute den von Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck
vorgelegten Entwurf einer Formulierungshilfe zur Umsetzung der sogenannten EU-Notfallverordnung
(Verordnung EU 2022/2577) beschlossen. Sie wird nun dem Bundestag zugeleitet.
Bundesminister Habeck: „Die Bundesregierung hat heute einen Windausbau-Beschleuniger auf den Weg
gebracht, wie wir ihn noch nicht hatten. Die Verfahren für den Ausbau von Windenergieanlagen an
Land und auf See werden noch mal deutlich schneller. Das gilt auch für den Ausbau der
Stromleitungen. Damit erhöhen wir die Dynamik des Ausbaus der Erneuerbaren Energien nochmal
kräftig. Zusammen mit der Reform des EEG, der Anhebung der Höchstsätze in den Ausschreibungen für
Wind- und Solar und einer Reihe von weiteren Änderungen haben wir den Weg für die Beschleunigung
freigeräumt. Die Bundesländer und die Genehmigungsbehörden haben nun die gesetzlichen Grundlagen,
um den Windkraftausbau mit voller Kraft voranzutreiben und Anlagen zügig zu genehmigen. Ich bin
sicher, dass sie das jetzt auch tun werden, schließlich liegt die dreifache Dringlichkeit auf der
Hand: Die Erneuerbaren sind Klimaschutz, sie sind eine Standortfrage, sie bedeuten Sicherheit.“
Der Minister machte auch deutlich: „Die Beschleunigung ist absolut erforderlich. Aber klar ist
auch, dass der Artenschutz wichtig ist und bleibt. Der Artenschutz wird materiell gewahrt. Es wird
weiterhin Schutz- und Ausgleichsmaßnahmen geben.“


Die sogenannte EU-Notfallverordnung war am 19. Dezember im EU-Energieministerrat beschlossen worden
und ermöglicht in den Mitgliedstaaten eine deutliche Beschleunigung. Sie wird nun durch Änderungen
im Windenergieflächenbedarfsgesetz, im Windenergie-auf-See-Gesetz und im Energiewirtschaftsgesetz
in nationales Recht umgesetzt. Dafür hat das Kabinett heute eine Formulierungshilfe beschlossen,
die in das parlamentarische Verfahren zur Änderung des Raumordnungsgesetzes eingebracht werden
soll. Folgende Kerninhalte sind vorgesehen: Anwendungsbereich: Die Verordnung gilt für alle
Genehmigungsverfahren von Windenergieanlagen an Land, Windenergieanlagen auf See und Stromnetze ab
einer Leistung von 110 kV, die vor dem 30. Juni 2024 begonnen werden. Auch bereits begonnene
Genehmigungsverfahren können von den Erleichterungen profitieren. Vereinfachte
Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen an Land, Windenergieanlagen auf See und
Netzinfrastrukturprojekte in ausgewiesene EE- und Netzgebiete: Für ausgewiesene EE- und
Netzgebiete, die bereits eine strategische Umweltprüfung (SUP) durchlaufen haben, entfällt im
Genehmigungsverfahren die Pflicht der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und der
artenschutzrechtlichen Prüfung. Um die artenschutzrechtlichen Belange zu wahren, stellt die
zuständige Behörde aber sicher, dass der Betreiber angemessene und verhältnismäßige Vermeidungs-
und Minderungsmaßnahmen durchführt. Insbesondere wenn solche Maßnahmen nicht existieren, müssen
Betreiber einen finanziellen Ausgleich in ein Artenhilfsprogramm leisten. Die Bewertung erfolgt auf
Basis bestehender Daten. Die Vorgaben der Vogelschutz-, Fauna-Flora-Habitat- und UVP Richtlinie zur
artenschutzrechtlichen Prüfung und UVP werden für den Anwendungsbereich der Verordnung außer Kraft
gesetzt.
Die sogenannte EU-Notfallverordnung enthält außerdem weitere Regelungen zur Beschleunigung, die
unmittelbar anwendbar sind und deshalb nicht in nationales Recht umgesetzt werden müssen: Bei
Repowering von erneuerbaren Anlagen oder Netzverstärkungsmaßnahmen wird die UVP auf eine
Deltaprüfung begrenzt, also auf die Mehrbelastung der neuen Anlage oder Leitung im Vergleich zur
bestehenden Anlage oder Leitung. Bei Repowering von Solaranlagen kann die UVP-Pflicht unter
bestimmten Umständen gänzlich entfallen. Beschleunigung für die Installation von
Solarenergieanlagen: Die Dauer von Genehmigungsverfahren für die Installation von
Solarenergieanlagen (auch Dach-PV und PV auf künstlichen Strukturen wie z.B. Deponien) wird auf
drei Monate verkürzt. Darüber hinaus müssen die nationalen Genehmigungsbehörden bei PV-Anlagen auf
künstlichen Strukturen keine Prüfung vornehmen, ob das Projekt eine UVP erfordert, oder eine
spezielle UVP durchzuführen wäre. Für Anlagen unter 50 kW gilt zusätzlich eine Genehmigungsfiktion.
Beschleunigung des Wärmepumpenausbaus: Die Verordnung begrenzt die Dauer der Genehmigungsverfahren
grundsätzlich auf einen Monat für die Installation von Wärmepumpen mit einer elektrischen Leistung
von weniger als 50 MW und auf drei Monate bei Erdwärmepumpen. Zudem wird ein Anschlussrecht für
Wärmepumpen bis 12 kW bzw. bis 50 kW im Eigenverbrauch etabliert.

https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2023/01/20230130-kabinett-beschliesst-beschleuniger-fur-wind-und-netzausbau.html

Quelle: abo-bmwi.de

Von redaktion