Berlin:

 

* Die Erholungstendenz der Weltwirtschaft bleibt fragil.
* Die deutsche Wirtschaft erweist sich weiterhin als widerstandsfähig. Die
gesamtwirtschaftliche Leistung dürfte im zweiten Quartal moderat zugenommen
haben.
* Die Produktion im Produzierenden Gewerbe
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Industrie/statistische-daten.html> und die
Bestelltätigkeit in der Industrie zeigen sich bei schwächerer Entwicklung
im Juni im zweiten Quartal insgesamt relativ stabil.
* Das Geschäftsklima in Deutschland trübte sich allerdings merklich ein und
signalisiert das Risiko einer schwächeren Entwicklung in den kommenden
Monaten.
* Der Beschäftigungsaufschwung setzte sich abgeschwächt fort. Er steht für
eine nach wie vor solide binnenwirtschaftliche Entwicklung.

Die deutsche Wirtschaft erweist sich in einem schwierigen europäischen Umfeld
weiterhin als recht robust. Die gesamtwirtschaftliche Leistung dürfte im zweiten
Quartal weiter moderat zugenommen haben [2]. Darauf deuten u. a. die vorliegenden
Indikatoren für den privaten Konsum und für den Außenhandel hin. Nach dem
wachstumsstarken ersten Quartal schwächte sich die Dynamik angesichts einer auch
international etwas schwächeren Entwicklung erwartungsgemäß merklich ab. Vor
allem die Schuldenkrise in einigen Ländern des Euroraums wirkt erneut belastend,
schürt Verunsicherung und führt zu Zurückhaltung in der Wirtschaft. Dies findet
seinen Ausdruck in der Entwicklung der einschlägigen Stimmungsindikatoren. Sowohl
das ifo-Geschäftsklima, die ZEW-Konjunkturerwartungen als auch der
Markit/BME-Einkaufsmanagerindex trübten sich im Verlauf der vergangenen Monate
deutlich ein. Die weiteren Aussichten für die deutsche Wirtschaft bleiben daher
auch erst einmal verhalten und sind mit erheblichen Risiken behaftet.

 

Die nach dem verhaltenen Winterhalbjahr aufkeimende Hoffnung auf eine rasche
Belebung der Weltwirtschaft erwies sich nach der erneuten Verschärfung der
Banken- und Euroschuldenkrise als verfrüht. Der Internationale Währungsfonds
(IWF) korrigierte daher im Juli seine Wachstumsprognose der Weltwirtschaft für
das laufende und kommende Jahr etwas nach unten. Gründe dafür lagen vor allem in
den rezessiven Tendenzen in der Eurozone, einer nur zögerlichen Entwicklung der
US-Wirtschaft sowie in der unsicheren Entwicklung Japans. Das in den
vorangegangenen Monaten bereits gedämpfte Wachstum der Schwellenländer wird jetzt
zusätzlich durch geringere Absatzchancen in den Industriestaaten gebremst. Die
leichte Erholungstendenz der Weltwirtschaft bleibt daher vorerst fragil.

Dank ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit und einem stark nachgefragten
Produktsortiment bleibt der Trend der deutschen Ausfuhren auch angesichts
schwächerer Absatzmärkte aufwärts gerichtet. Die Ausfuhren nahmen im zweiten
Quartal um 1,6 % zu [3]. Allerdings ist der Gegenwind stärker geworden. Die
Impulse aus dem Außenhandel dürften daher in den kommenden Monaten moderater
ausfallen. Die Exporterwartungen der Unternehmen kündigen dies an. Vor diesem
Hintergrund ist auch der aktuelle Rückgang der Warenausfuhren im Juni um 1,5 %
ein Warnsignal. Die Wareneinfuhren nahmen im Juni in nominaler Rechnung um 3,0 %
ab. Hierzu trug allerdings auch der Rückgang der Einfuhrpreise bei.

Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe erweist sich bislang als beachtenswert
stabil. Dem nur leichten Rückgang der Industrieproduktion um 0,5 % im zweiten
Quartal stand ein kräftiger Anstieg der Erzeugung im Bauhauptgewerbe um 4,4 %
gegenüber. Im Juni nahm die Produktion in der Industrie um 1,0 % und im
Bauhauptgewerbe um 2,0 % ab. Der Bau wird auch weiterhin durch niedrige Zinsen
und ein verändertes Anlegerverhalten begünstigt. Demgegenüber entwickeln sich die
Perspektiven für die Industrie verhaltener. Hierauf weisen nicht nur die
Stimmungsindikatoren hin, die für die Industrie merklich zurückgingen. Auch die
Nachfrage nach Industrieprodukten zeigt wenig Dynamik. Die Auftragseingänge
nahmen zwar im zweiten Quartal insgesamt um 0,6 % zu, sie tendieren aber am
aktuellen Rand schwächer und gingen im Juni um 1,7 % zurück.

Der Beschäftigungsaufschwung am Arbeitsmarkt ist weiter intakt. Die
Erwerbstätigkeit im Inland erhöhte sich im Durchschnitt des zweiten Quartals
saisonbereinigt um monatlich 30.000 Personen. Getragen wurde diese Entwicklung
vom Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die
Aufwärtsdynamik des Arbeitsmarktes hat allerdings nachgelassen. Die Zahl der
Arbeitslosen nahm saisonbereinigt in den vergangenen vier Monaten sogar wieder
geringfügig um durchschnittlich rund 8.000 Personen zu. Die per saldo positiven
Tendenzen am Arbeitsmarkt dürften in den kommenden Monaten durch die zögerliche
konjunkturelle Entwicklung weiter gedämpft werden. Die Nachfrage nach
Arbeitskräften ist aber immer noch recht hoch, sie hat ihren Höhepunkt allerdings
bereits vor Monaten überschritten.

Die Zunahme der Beschäftigung und die vergleichsweise kräftigen Lohnerhöhungen
schaffen weiterhin günstige Einkommens- und Konsumperspektiven als Voraussetzung
für eine robuste binnenwirtschaftliche Nachfrage. So dürften die privaten
Konsumausgaben im zweiten Quartal erneut zum Wachstum der Gesamtnachfrage
beigetragen haben. Die allmähliche Abschwächung des Preisauftriebs auf wieder
gemäßigtere 1,7 % im Juli unterstützte diese Entwicklung ebenfalls. Gerade vor
diesem Hintergrund ist bei der Energiewende darauf zu achten, dass der erstarkte
private Konsum nicht durch steigende Strompreise abgewürgt wird.
Hauptkostentreiber bei den Strompreisen sind derzeit die Milliardensubventionen
für die Förderung der Erneuerbaren Energien, die jeder Kunde mit der
Stromrechnung mitbezahlt. Eine sinkende Stromsteuer oder der halbe
Mehrwertsteuersatz auf Strom – wie derzeit gefordert – lösen deshalb nicht das
eigentliche Problem. Die Erneuerbaren Energien sind unentbehrlich für die
Energiewende. Doch das System der Förderung muss effizienter werden. Deshalb
müssen wir das Gesetz zur Förderung der Erneuerbaren Energien (EEG) grundlegend
überarbeiten, hin zu mehr Marktwirtschaft und Wettbewerb.
Quelle: bmwi.de

Von redaktion