Berlin:

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im April 20231

Aktuelle Konjunkturindikatoren zeigen eine spürbare Belebung der Wertschöpfung im ersten Quartal
2023 an: Die Industrie- und die Bauproduktion waren infolge der weiter nachlassenden
Materialengpässe, der deutlich rückläufigen Energiepreise sowie der günstigen Witterung deutlich
aufwärtsgerichtet.


Insgesamt dürfte das BIP im Vergleich zum Vorquartal leicht gestiegen sein, eine „technische
Rezession“ konnte damit vermieden werden. Auch für das Gesamtjahr gehen aktuelle Prognosen des
Sachverständigenrates und die Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute von einem
leicht positiven BIP-Zuwachs aus.
Die Industriekonjunktur befand sich im ersten Quartal auf Erholungskurs. Sowohl Produktion im
Produzierenden Gewerbe als auch die Auftragseingänge in der Industrie legten im Januar und Februar
deutlich zu. Die Geschäftsaussichten hellten sich auf und weniger Unternehmen berichten von
Materialengpässen.
Die Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) verringerten sich im Februar wieder, nachdem sie im Dezember
trotz Weihnachtsgeschäft spürbar gesunken und im Januar in etwa konstant geblieben waren. Die
Stimmung unter den Verbrauchern dürfte ihre Erholung in den kommenden Monaten fortsetzen,
allerdings belasten nach wie vor die inflationsbedingten Kaufkraftverluste.
Die Inflationsrate ging im März auf +7,4 % zurück. Maßgeblich war vor allem ein Basiseffekt.
Inzwischen sind Nahrungsmittel der größte Preistreiber, nicht nur wegen ihres hohen Gewichts am
Warenkorb, sondern auch, weil sie mittlerweile eine höhere Teuerung als die Energieträger
aufweisen.
Der Arbeitsmarkt zeigte im Berichtsmonat März eine robuste Seitwärtsbewegung. Die typische
Frühjahrsbelebung fiel aber vergleichsweise schwach aus. Die registrierte Arbeitslosigkeit erhöhte
sich im März in saisonbereinigter Rechnung, es kam aber auch zu kräftigen Anstiegen bei der
Erwerbstätigkeit. Die Arbeitsnachfrage liegt weiterhin auf hohem Niveau.
KONJUNKTURELL GÜNSTIGER START ZU JAHRESBEGINN 2023
Die konjunkturelle Ausgangslage stellt sich im ersten Quartal 2023 besser dar als zum Jahreswechsel
angenommen: Der milde Winter und die hohen Gasspeicherstände haben zu einer ausreichenden
Gasverfügbarkeit in Deutschland und Europa beigetragen, was sich auch in einem spürbaren Rückgang
der Energiepreise niederschlägt. Die Weltmarktpreise für Gas befinden sich beispielsweise wieder
auf dem Niveau vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Der Höhepunkt des
Verbraucherpreisanstiegs dürfte damit überschritten sein. Die Industrieproduktion hat sich infolge
der weiteren Normalisierung der Lieferketten- und Materialengpässe sowie der moderaten globalen
Erholung zuletzt spürbar belebt. Auch die Produktion in den energieintensiven Branchen, die infolge
der gestiegenen Gas- und Strompreise im zweiten Halbjahr 2022 deutlich zurückgefahren wurde, war
zuletzt wieder aufwärtsgerichtet. Der Bau konnte von der zumeist milden Witterung im Winter
profitieren und bestehende Aufträge abarbeiten.

Die jüngsten Konjunktur- und Frühindikatoren deuten damit auf einen leicht positiven BIP-Zuwachs im
ersten Quartal hin. Dies wird auch von der Frühjahrsprognose des Sachverständigenrates zur
Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wie auch von den großen
Wirtschaftsforschungsinstituten im Rahmen ihrer Gemeinschaftsdiagnose bestätigt, die beide ein
leicht positives BIP-Wachstum zu Jahresbeginn unterstellen. Eine „technische Rezession“ von zwei
negativen Quartalen in Folge scheint damit abgewendet und auch für das Gesamtjahr 2023 gehen die
aktuellen Prognosen von einem leichten Anstieg des BIP im Vorjahresvergleich aus.

Dennoch bestehen spürbare Belastungen und Risiken für die weitere konjunkturelle Entwicklung,
insbesondere die derzeit noch sehr schwache Entwicklung der privaten Konsumausgaben, die
Verschlechterung der Rahmenbedingungen in der Bauindustrie, jüngsten Problemen in einzelnen
Finanzinstituten und nicht zuletzt die geopolitischen Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Krieg
in der Ukraine.
WELTWIRTSCHAFT ERHOLT SICH LANGSAM
Welthandel (-0,1 %) und weltweite Industrieproduktion (0,0 %) stagnierten im Berichtsmonat Januar.
Allerdings ist nach den schwachen Vormonaten ein Aufwärtstrend erkennbar. Die Auftragseingänge aus
dem Ausland waren im Januar (+4,9 %) und im Februar (+4,2 %) deutlich aufwärtsgerichtet. Der IWF
geht in seiner aktuellen Prognose vom 11. April von einem Wachstum der Weltwirtschaft von 2,8 % im
Jahr 2023 aus. Die großen, entwickelten Volkswirtschaften wachsen dabei langsamer (+1,3 %) als die
Schwellen- und Entwicklungsländer, deren Wirtschaftsleistung mit einer Durchschnittsrate von 3,9 %
zulegen dürfte. Insbesondere von China (+5,2%) und Indien (5,9%) dürften in diesem Jahr spürbare
Wachstumsimpulse auf die Weltwirtschaft ausgehen.
STARKE ERHOLUNG DER AUS- UND EINFUHREN

Der Wert der Aus- und Einfuhren ist im Berichtsmonat Februar deutlich gestiegen. Die Exporte legten
gegenüber dem Vormonat nominal um 3,1 % zu, die Importe sogar um 4,9 %. Diese Entwicklung ist
insofern überraschend, als aktuelle Indikatoren wie die Containerumschläge in nordeuropäischen
Häfen (Nordrange-Index) sowie Tiefgangs- und Positionsdaten von Schiffen (Kiel Trade Indikator)
eine Abschwächung des Außenhandels im Februar suggeriert hatten.

In der aktuellen Preisentwicklung verdeutlicht sich die Entspannung bei den globalen Energie- und
Rohstoffpreisen sowie weiter nachlassenden Lieferkettenengpässen. Die Exportpreise gaben im Februar
leicht um -0,3 % gegenüber dem Vormonat nach. Die Importpreise waren hingegen deutlich im Minus,
hier betrug der Rückgang -2,4 %. In realer Rechnung dürfte der Anstieg der Aus- und Einfuhren im
Berichtsmonat Februar daher noch deutlicher ausfallen als in nominaler Rechnung. Da die
Importpreise stärker gefallen sind als die Exportpreise, verbesserten sich die Terms of Trade der
deutschen Volkswirtschaft erneut leicht.

Der Ausblick für den Außenhandel hat sich etwas aufgehellt. Der Stimmungsindikator von S&P Global
legte im März auf 53,4 Punkte zu. Er befindet sich damit seit zwei Monaten wieder über der
Wachstumsschwelle von 50 Punkten, wobei die Stimmungsaufhellung vor allem auf den
Dienstleistungsbereich zurückging. Auch die ifo Exporterwartungen konnten im März leicht zulegen.
Sie liegen jetzt bei +4,0 Saldenpunkten. Allerdings lag der Index vor Ausbruch des Kriegs in der
Ukraine noch bei rund 15 Saldenpunkten. Gemäß dem Trend der letzten Monate haben sich die
Materialengpässe in der Industrie weiter entspannt. So gaben in der Umfrage des ifo Instituts vom
März nur noch 41,6 % der Unternehmen an, von Knappheiten bei Vorprodukten betroffen zu sein. Im
Vormonat waren es noch 45,4 %.

Ein Jahr nach der russischen Invasion in der Ukraine lässt sich auch in den deutschen
Außenhandelsdaten beobachten, wie sich die Verflechtung der deutschen und der russischen
Volkswirtschaft zunehmend auflöst. Die Exporte nach Russland lagen im Februar 2023 60,5 % unter dem
Vorjahresniveau, vor allem getrieben durch die Vielzahl an warenverkehrsbezogenen Sanktionen. Die
Importe aus Russland waren im gleichen Zeitraum sogar um 91,0 % rückläufig. In dieser Zahl macht
sich die weit fortgeschrittene Bemühung um energiepolitische Unabhängigkeit bemerkbar.
ROBUSTE INDUSTRIEKONJUNKTUR IM ERSTEN QUARTAL

Sowohl Produktion als auch Auftragseingänge waren im ersten Quartal auf Erholungskurs. Die
Produktion im Produzierenden Gewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar
gegenüber dem Vormonat merklich gestiegen (+2,0 %). Der Ausstoß in der Industrie legte um 2,4 % zu,
im Baugewerbe kam es zu einem Plus von 1,5 %. Der Bereich Energie und Wasserversorgung war
rückläufig (-1,1 %).

Bei den jeweiligen Wirtschaftszweigen konnte insbesondere der gewichtige Bereich Kfz und Kfz-Teile
kräftig expandieren (+7,6 %). Der ähnlich große Maschinenbau stagnierte dagegen (-0,2 %). Die
Entwicklung in den besonders energieintensiven Wirtschaftszweigen war fast überall
aufwärtsgerichtet: Die Herstellung chemischer Erzeugnisse (+3,2 %) legte erneut kräftig zu, ebenso
die Kokerei und Mineralölverarbeitung (+6,7 %). Der Bereich Metallerzeugung und -bearbeitung
steigerte seine Produktion um 1,7 %, Papier und Pappe stagnierte mit +0,1 %. Nur die
Glasherstellung war mit 0,8 % rückläufig.

Auch die Auftragseingänge erhöhten sich im Februar kräftig gegenüber dem Vormonat um 4,8 %. Dieser
Anstieg stellt den dritten Zuwachs in Folge und den höchsten seit Juni 2021 dar. Ohne Großaufträge
ergibt sich eine Erhöhung um 1,2 %. Allerdings lagen die Bestellungen zuletzt immer noch 5,7 %
unter ihrem Vorjahresniveau. Im Vormonatsvergleich legte die Inlandsnachfrage kräftig zu (+5,6 %).
Auch die Aufträge aus dem Euroraum erholten sich von ihrem Rückgang zu Jahresbeginn (+8,9 %).
Derweil stiegen die Aufträge aus dem Nicht-Euroraum nach ihrem starken Plus im Januar nur noch
leicht (+1,4 %).

Die Zuwächse bei Produktion und Aufträgen des Produzierenden Gewerbes im Februar sprechen für eine
robuste Industriekonjunktur im ersten Quartal. Die Geschäftsaussichten der Unternehmen hellten sich
Umfragen zufolge zuletzt weiter auf. Hinzu kommen die gute Auftragslage sowie die sich nach und
nach auflösenden Lieferengpässe. Dass sich auch die Herstellung in den energieintensiven
Industriezweigen merklich ausweitete, deutet darauf hin, dass die Talsohle der Energiekrise
durchschritten wurde. Insgesamt zeichnet sich nach dem schwachen Jahresendquartal 2022 zu
Jahresbeginn 2023 eine konjunkturelle Erholung ab.

KAUFKRAFTVERLUSTE BELASTEN WEITERHIN PRIVATEN KONSUM

Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz verringerten sich im Februar um 0,4 %, nach einem schwachen
Weihnachtsgeschäft im Dezember (-1,6 %) und einem geringfügigen Anstieg im Januar (+0,2 %). Im
Vergleich zum Februar 2022 meldete der Einzelhandel ein (reales) Umsatzminus von 7,0 %, was zu
einem beträchtlichen Teil die hohen Preissteigerungen widerspiegelt. Im Vergleich zum Niveau vor
der Corona-Pandemie im Februar 2020 lag der Umsatz ebenfalls niedriger (-0,5 %).

Der Handel mit Lebensmitteln verzeichnete im Februar im Vergleich zum Vormonat ein leichtes
Umsatzplus von 0,3 % (ggü.–gegenüber Vorjahresmonat -7,4 %). Der Einzelhandel mit
Nicht-Lebensmitteln ging im Vormonatsvergleich um 0,3 % zurück (ggü.–gegenüber Vorjahresmonat -6,8
%). Der Internet- und Versandhandel verbuchte im Februar eine Zunahme um 4,1 % (ggü.–gegenüber
Vorjahresmonat -8,9 %). Hier war der Umsatz aber dennoch 15,0 % höher als im Februar 2020 vor der
Corona-Pandemie.

Die Neuzulassungen von Pkw durch private Halter haben sich im März um 17,4 % verringert, nachdem
sie sich im Februar wieder stabilisiert hatten (+15,5 %) und im Januar deutlich um 39,8 % gefallen
waren. Zum Ende letzten Jahres war die Förderung von E-Autos und Pkw mit Hybrid-Antrieb
(„Umweltbonus“) reduziert worden bzw. lief aus, weshalb die Neuzulassungen im November und Dezember
spürbar um 14,6 % bzw. 21,5 % zugelegt hatten.

Die beiden gängigen Frühindikatoren für die Stimmung unter den Verbrauchern deuten auf eine weitere
Erholung in den kommenden Monaten hin, allerdings mit nachlassender Dynamik. So ist das GfK
Konsumklima im März zum fünften Mal in Folge gestiegen und für April wird eine weitere jedoch nur
leichte Verbesserung prognostiziert. Auch bei den ifo Geschäftserwartungen im Einzelhandel setzte
sich im März die positive Tendenz mit verringertem Schwung fort. Der nachlassende Pessimismus
dürfte insbesondere auf die gesunkenen Preise für Energie an den Märkten, aber auch auf die
Stabilisierungsmaßnahmen der Bundesregierung zurückzuführen sein, die die Unsicherheit bei den
privaten Verbrauchern begrenzt haben.

INFLATIONSRATE ZULETZT DEUTLICH RÜCKLÄUFIG

Die Inflationsrate hat sich März spürbar um 1,3 Prozentpunkte auf +7,4 % verringert. Maßgeblich für
den merklichen Rückgang war vor allem ein Basiseffekt: Im März 2022 hatte sich die Inflationsrate
mit Beginn des Kriegs in der Ukraine infolge des sprunghaften Anstiegs der Energiepreise kräftig
erhöht. Diese Steigerung fällt nun aus dem Vorjahresvergleich heraus. Daneben haben die Maßnahmen
aus dem dritten Entlastungspaket entlastend gewirkt. Im Vorjahresvergleich hat der Preisauftrieb
bei Nahrungsmitteln weiter an Dynamik gewonnen (22,3 %; Feb.–Februar: +21,8 %; Jan.–Januar: +20,2
%) und liegt inzwischen deutlich oberhalb des Niveaus bei den Energieträgern (+3,5 %;
Feb.–Februar: +19,1 %; Jan.–Januar: +23,1 %). Seit Januar 2023 wird der Anstieg teilweise durch
die (rückwirkend wirksamen) Preisbremsen begrenzt. Dennoch verteuerte sich Haushaltsenergie im März
2023 im Vorjahresvergleich um 21,9 % nach wie vor recht stark (Feb.–Februar: +32,2 %). Dabei
legten die Preise für Erdgas um +39,5 %, für Strom um +17,1 % und Fernwärme um +16,4 % zu.
Flüssigbrennstoffe wurden hingegen mehr als ein Drittel billiger (-35,7 %). Die Kerninflationsrate
(ohne Nahrungsmittel und Energie) erhöhte sich im März mit +5,8 % erneut (Feb.–Februar.: +5,7 %).
Auch im Vormonatsvergleich legte die Kernrate erneut spürbar zu (+0,7 %). Dies zeigt, dass der
Preisdruck an Breite gewinnt.

Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im März um 0,8 %. Vor allem die Preise für
Nahrungsmittel verteuerten sich mit +1,3 % weiter spürbar, wenn auch nicht mehr so stark wie im
Februar (+2,4 %). Die Energiepreisen stagnierten erneut (±0,0 %). Hier glichen Preisanstiege bei
Fernwärme (+1,2 %) und Erdgas (+0,7 %) Rückgänge bei Heizöl (-2,3 %) und Strom (-0,6 %) aus. Die
Preise für Kraftstoffe insgesamt blieben nahezu stabil (-0,1 %; Superbenzin: +0,3 %,
Dieselkraftstoff: -1,6 %).

Laut aktueller Gliederung nach Verwendungszwecken hat erneut der Bereich Nahrungsmittel am
stärksten zur Inflationsrate beigetragen (+2,5 Prozentpunkte). Der Beitrag der Wohnkosten ist
weiterhin hoch (+1,7 Prozentpunkte, darunter +0,4 Prozentpunkte durch Strom und +0,2 Prozentpunkte
durch Gas). Der Preisimpulse aus den Bereichen Freizeit, Erholung und Kultur erhöhte sich mit 0,8
Prozentpunkten deutlich, während der Bereich Verkehr insgesamt in den Hintergrund trat (±0,0
Prozentpunkte).

Für die kommenden Monate werden weiter nachlassende, wenn auch immer noch hohe Inflationsraten
erwartet. Das aktuelle Prognosespektrum liegt bei 5,4 % bis 6,6 % für das Jahr 2023 und bei 2,1 %
bis 3,5 % für 2024. Anzeichen für eine Lohn-Preis-Spirale zeichnen sich allerdings laut
Einschätzung der Gemeinschaftsdiagnose und des Sachverständigenrates zur Begutachtung der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nicht ab.

FRÜHJAHRSBELEBUNG AM ARBEITSMARKT SCHWÄCHER ALS IN VORJAHREN
Der Arbeitsmarkt ist im Berichtsmonat März weiterhin von einer hohen Nachfrage gekennzeichnet,
allerdings fiel die typische Frühjahrsbelebung vergleichsweise schwach aus. Der Anstieg der
registrierten Arbeitslosigkeit betrug im März in saisonbereinigter Rechnung 16.000 Personen. Ohne
Berücksichtigung ukrainischer Geflüchteter betrug der Anstieg noch 10.000 Personen. Die
Erwerbstätigkeit legte im Februar um 31.000 Personen (sb) zu. Bei der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gab es im Januar ebenfalls ein Plus (sb +34.000
Personen). Die Inanspruchnahme der Kurzarbeit fiel im Januar auf rund 140 Tausend Personen. Sie ist
somit seit November rückläufig. Die Frühindikatoren von IAB und ifo blieben im März stabil und
deuten auf leicht zunehmende Beschäftigung und tendenziell abnehmende Arbeitslosigkeit hin. Die
Arbeitsnachfrage gab am aktuellen Rand zwar etwas nach, liegt aber immer noch auf hohem Niveau: Die
IAB-Stellenerhebung hatte für das vierte Quartal 2022 mit fast 2 Mio. offenen Stellen einen neuen
Höchststand ausgewiesen. In den März-Zahlen der Arbeitslosigkeit spiegelt sich vor allem die
Wachstumsschwäche am Jahresende 2022 wider. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit kommt dabei vor allem
aus den konsumnahen Wirtschaftszweigen, weniger aus den energieintensiven Bereichen.
ERSTMALIGER ANSTIEG DER UNTERNEHMENSINSOLVENZEN SEIT FINANZKRISE
Im Gesamtjahr 2022 gab es mit insgesamt 14.590 Unternehmensinsolvenzen einen Anstieg in der
amtlichen Insolvenzstatistik um 4,3 % ggü.–gegenüber dem Vorjahr. Damit stiegen die
Unternehmensinsolvenzen erstmals seit der Finanzkrise 2009 im Vorjahresvergleich wieder an,
allerdings ausgehend von einem historisch niedrigen Niveau (2021: 13.993) seit Einführung der
Insolvenzordnung im Jahr 1999. Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im Jahr 2022 mit 2.698
Fällen im Baugewerbe (Jahr 2021: 2.423; +11,3 %). Es folgte der Handel (einschl. Instandhaltung und
Reparatur von Kfz) mit 2.239 Verfahren (Jahr 2021: 2.122; +5,5 %).

Als Frühindikator gibt die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen Hinweise auf die künftige
Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen. Diese sind nach vorläufigen Angaben des Statistischen
Bundesamtes im Februar um 11 % gegenüber dem Vormonat gestiegen, nach einem Rückgang zum
Jahresbeginn (Januar: -3,2 % ggü.–gegenüber Vm). Im weiteren Verlauf ist mit einem Anstieg der
Unternehmensinsolvenzen zu rechnen, allerdings ausgehend von einem im langfristigen Vergleich sehr
niedrigen Niveau. Die Folgen des Kriegs in der Ukraine und die zwischenzeitlich drastisch
gestiegenen Energiepreise stellen für viele Unternehmen Belastungen dar, deren Auswirkungen auf das
Insolvenzgeschehen in den nächsten Monaten nur schwer abzuschätzen sind.
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1In diesem Bericht werden Daten genutzt, die bis zum 10. April 2023 vorlagen. Soweit nicht anders
vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis
preisbereinigter sowie kalender- und saisonbereinigter Daten.

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Quelle:abo-bmwi.de

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