Berlin:

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Oktober 2014

* Die deutsche Konjunktur durchlief im Sommer eine Schwächephase.
* Die Stimmungsindikatoren haben sich auf breiter Front eingetrübt. Die
geopolitischen Konflikte haben Unternehmen zunehmend verunsichert. Hinzu
kommt die schleppende Erholung im Euroraum mit negativen Effekten auf die
Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen deutscher Unternehmen.
* Auftragseingänge, Umsätze und Produktion im Verarbeitenden Gewerbe
entwickeln sich im Schnitt der letzten Monate schwächer als erwartet. Im
August wurde Tendenz durch negative Ferientageeffekte allerdings dramatisch
überzeichnet.
* Der Arbeitsmarkt ist weiterhin robust, die Einkommen steigen und der Konsum
stützt die Konjunktur.

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Die deutsche Wirtschaft
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/schwerpunkte-der-wirtschaftspolitik.html>
durchlief im Sommer eine Schwächephase. Die Entwicklung der Weltwirtschaft und
insbesondere die Konjunktur im Euroraum verlaufen derzeit schleppender als
erwartet. Zudem drücken die Russland-Ukraine-Krise und andere Konflikte auf die
Stimmung von Unternehmern und Verbrauchern. Nach dem leichten Rückgang der
gesamtwirtschaftlichen Leistung im zweiten Quartal deuten die
Konjunkturindikatoren für Deutschland gegenwärtig auf eine zunächst sehr
verhaltene Entwicklung hin. Dabei steht einer schwächer als erwarteten
Entwicklung im Produzierende Gewerbe
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Industrie/statistische-daten.html> eine vermutlich
moderate Zunahme der Leistung in den meisten Dienstleistungsbereichen gegenüber.
Gleichwohl sind viele Fundamentalfaktoren der deutschen Wirtschaft unverändert
gut. Die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, die soliden öffentlichen
Haushalte, der robuste Arbeitsmarkt, die stabilen Preise und anregend niedrige
Zinsen sprechen dafür, dass sich die Auftriebskräfte wieder stärker durchsetzen,
sobald die Verunsicherung nachlässt.

Trotz kräftigen Anstiegs der Weltindustrieproduktion im Juli – sowohl in den
Industrie- als auch in den Schwellenländern – bleibt die Grunddynamik der
Weltwirtschaft vorerst gedämpft. Der IWF hat seine Prognose für das Wachstum des
Welt-BIP für 2014 auf 3,3 % zurückgenommen und erwartet für 2015 einen Anstieg um
3,8 %. Im zweiten Quartal lieferten neben der Sonderentwicklung der japanischen
Wirtschaft vor allem die größeren Staaten Lateinamerikas und der Euroraum geringe
bzw. keine Wachstumsbeiträge. Nicht zuletzt verläuft die wirtschaftliche
Entwicklung der großen Euro-Mitglieder Frankreich und Italien unbefriedigend.
Positive Impulse kamen vor allem von den Vereinigten Staaten, Großbritannien und
einigen Schwellenländern Asiens. Die Risiken für die weitere Entwicklung bleiben
insgesamt erhöht. Die außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die deutsche
Wirtschaft sind damit weniger günstig als bisher angenommen.

Vor diesem Hintergrund entwickeln sich die deutschen Ausfuhren verhalten positiv.
Zwar gab es im August einen kräftigen Rückgang um 5,8 %, bei dem aber die späte
Lage der Sommerferien eine wichtige Rolle gespielt haben dürfte. Im
aussagekräftigeren Mehrmonatsvergleich zeigt sich dagegen eine Aufwärtstendenz.
Die nominalen Einfuhren sind im Juli und August zurückgegangen, ohne dass sich
derzeit ein eindeutiger Trend abzeichnet. Im August betrug der Überschuss im
Warenhandel nach Angaben der Bundesbank 14,5 Mrd. Euro. Der
Leistungsbilanzüberschuss lag bei 10,3 Mrd. Euro. Die Perspektiven für das
Auslandsgeschäft bleiben sehr verhalten. Die Umsätze mit und die Bestellungen aus
dem Ausland sind tendenziell rückläufig. Auch die Exportwartungen und das
Exportklima vom ifo Institut haben sich zuletzt eingetrübt. In den kommenden
Monaten ist daher mit einer verhaltenen Entwicklung der Exporte zu rechnen.

Die international ausgerichtete Industrie leidet besonders unter der zögerlichen
Entwicklung der Weltwirtschaft und den Verunsicherungen durch die geopolitischen
Krisen. Darüber hinaus werden die aktuellen Monatsdaten erheblich durch die späte
Lage der Sommerferien beeinflusst. Produktion, aber auch Umsätze und
Auftragseingänge in der Industrie, insbesondere im Bereich Kraftfahrzeuge, wurden
dadurch im Juli erheblich über- und im August unterzeichnet. Die Produktion von
Kfz ging so nach einem Anstieg im Juli um 11,4 % im August um 25,4 % zurück.
Insgesamt schwächte sich die Produktion im Produzierenden Gewerbe im August um
4,0 % ab, nach einem Anstieg um 1,6 % im Juli. Die Erzeugung in der Industrie
ging um 4,8 % und die im Baugewerbe um 2,0 % zurück. Betrachtet man den
Zweimonatszeitraum Juli/August, um Ferientageeffekte auszugleichen, war der
monatliche Ausstoß in der Industrie um 0,5 % und im Baugewerbe um 0,2 % niedriger
als im Durchschnitt des zweiten Quartals. Im August gingen auch 5,7 % weniger
Aufträge ein als im Vormonat. Auch hier wirkten sich die Ferientageeffekte
ungünstig aus, darüber hinaus gab es aber auch nur wenige Großaufträge. Im
Zweimonatszeitraum Juli/August waren die Bestellungen um 0,3 % niedriger als im
zweiten Quartal. In diesem Zeitraum gingen monatlich aus dem Inland 1,3 % weniger
und aus dem Ausland 0,6 % mehr Aufträge ein als im Durchschnitt des zweiten
Quartals. Die Verunsicherung in der Wirtschaft aufgrund geopolitischer
Entwicklungen und der schleppenden Entwicklung im Euroraum zeigt sich in den
Umfrageindikatoren. Das ifo Geschäftsklima für das Verarbeitende Gewerbe
verschlechterte sich im September den fünften Monat in Folge und der
Markit/BME-Einkaufsmanagerindex für die Industrie sank unter seine
Expansionsschwelle.

Der private Konsum bleibt die zuverlässigste konjunkturelle Stütze. Im ersten
Halbjahr lagen die privaten Konsumausgaben preisbereinigt um 1,0 % höher als vor
einem Jahr und die Indikatoren signalisieren einen weiteren Anstieg. Die Umsätze
des Einzelhandels ohne Kfz-Handel stiegen Stand Juli/August weiter deutlich über
das Niveau des zweiten Quartals an. Zwar trübte sich das Geschäftsklima der
Einzelhändler den dritten Monat in Folge ein. Auch die Verbraucher ließen sich
etwas in ihrer Stimmung verunsichern, ihre Anschaffungsneigung bleibt aber hoch.
Insgesamt lassen die wichtigsten Rahmenbedingungen wie der robuste Arbeitsmarkt,
die steigenden Einkommen und die stabilen Preise weiterhin eine positive
Entwicklung des privaten Konsums erwarten.

Der Arbeitsmarkt ist weiterhin robust und Garant für eine solide
binnenwirtschaftliche Entwicklung. Die Zahl der Arbeitslosen sank im September
mit der einsetzenden Herbstbelebung auf 2,808 Mio. Personen. Saisonbereinigt
erhöhte sie sich zwar leicht um 12.000 Personen. Wenn man Sondereffekte, wie die
späte Lage der Sommerferien, berücksichtigt, entwickelt sich die Arbeitslosigkeit
aber gegenwärtig stabil. Dies zeigt sich auch an der Unterbeschäftigung, die
unverändert blieb. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nahm
im Juli saisonbereinigt weiter um 30.000 und die Zahl der Erwerbstätigen im
August um 26.000 Personen zu. Nach den Ursprungszahlen waren damit im August
42,82 Mio. Personen im Inland erwerbstätig. Das sind 355.000 mehr als vor einem
Jahr und stellt einen neuen Rekordstand dar.

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Hinweis:

Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und
Entwicklung wird in der November-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der
Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich Ende der
der 43. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Energie zu finden sein.

Downloads

Ausgewählte Daten zur wirtschaftlichen Lage
Stand: Oktober 2014
PDF: 8,5 KB
<http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/W/wirtschaftliche-lage-brd-10-2014,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf>

Quelle:bmwi.bund.de

Von redaktion