Berlin:

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im August 2014

* Nach dem starken ersten Quartal kommt es zu einer Abschwächung im zweiten
Quartal. Neben einer schwächeren Entwicklung im Euroraum trug hierzu die
Verunsicherung durch die geopolitischen Entwicklungen bei.
* Die Erzeugung und die Bestellungen im Produzierenden Gewerbe
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Industrie/statistische-daten.html> liegen im
zweiten Quartal niedriger. Die positive konjunkturelle Grundtendenz ist
aber nach wie vor intakt.
* Der Arbeitsmarkt ist stabil, die Einkommen steigen und die Konsumlaune ist
weiterhin hoch. Niedrige Zinsen, stabilisierte Finanzmärkte und eine
wachsende Weltwirtschaft wirken anregend.

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Die gesamtwirtschaftliche Leistung der deutschen Wirtschaft
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/schwerpunkte-der-wirtschaftspolitik.html>
dürfte sich im zweiten Quartal abgeschwächt haben. [1] Eine Gegenreaktion auf die
nicht zuletzt witterungsbedingt starke Produktionsausweitung im ersten Quartal
war allgemein erwartet worden. Die Frühjahrsbelebung fiel nach dem milden Winter
sehr schwach aus. Die wirtschaftliche Aktivität im Euroraum entfaltet sich indes
zögerlicher als zuvor erhofft. Auch die geopolitischen Entwicklungen haben in den
vergangenen Monaten Spuren hinterlassen. Insbesondere der
Russland-Ukraine-Konflikt aber auch die Entwicklungen im Nahen Osten führten zu
einer zunehmenden Verunsicherung der Marktteilnehmer und damit auch zur
Zurückhaltung bei unternehmerischen Entscheidungen. Die Verunsicherungen dürften
gegenwärtig schwerer wiegen als die unmittelbaren Auswirkungen der verhängten
Sanktionsmaßnahmen. Insgesamt hat sich die Stimmung in der Wirtschaft spürbar
eingetrübt, die Bestellungen, die Produktion und die Umsätze in der Industrie
schwächten sich ab. Die Mehrheit der Unternehmen zeigt sich trotz
Stimmungseintrübung aber optimistisch hinsichtlich der aktuellen wirtschaftlichen
Lage. Die binnenwirtschaftlichen Auftriebskräfte haben nicht zuletzt dank des
stabilen Arbeitsmarktes weiterhin Substanz. Die positive konjunkturelle
Grundtendenz der deutschen Wirtschaft ist nach wie vor intakt. Die Risiken für
die weitere wirtschaftliche Entwicklung aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld
haben sich aber fraglos erhöht.

Die Weltkonjunktur setzt ihren Kurs der allmählichen Belebung fort. Die schwache
Entwicklung zu Jahresbeginn scheint überwunden. Sie war maßgeblich auf den
vorübergehenden, witterungsbedingten Rückschlag der US-Wirtschaft zurückzuführen.
Nun kommen die zyklischen Auftriebskräfte wieder stärker zum Tragen. Sie werden
in den Industriestaaten weiterhin unterstützt durch die stark akkommodierenden
Geld- und weniger restriktiven Fiskalpolitiken. Die maßgeblichen konjunkturellen
Impulse werden daher weiterhin von den entwickelten Staaten, allen voran den
Vereinigten Staaten, erwartet. Allerdings verläuft die Erholung des Euroraums nur
sehr zögerlich. Neben der Bewältigung struktureller Herausforderungen sorgt hier
der Russland-Ukraine-Konflikt für Verunsicherung. Die Wachstumsdynamik in den
Schwellenländern bleibt vorerst ebenfalls gedämpft. Vor diesem Hintergrund und
angesichts des schwachen Einstiegs der Vereinigten Staaten in das laufende Jahr
hat der IWF Ende Juli seine Prognose des Welt-BIPs für das Jahr 2014 etwas auf
3,4 % nach unten korrigiert. Für das Jahr 2015 geht er weiterhin von einem
Wachstum von 4,0 % aus. Allerdings sind die Abwärtsrisiken aufgrund der
geopolitischen Lage gestiegen.

Die deutschen Warenausfuhren erhöhten sich in jeweiligen Preisen im Juni um 0,9 %
und im gesamten zweiten Quartal um 0,5 %. [2] Preisbereinigt dürfte der Anstieg
noch etwas schwächer ausgefallen sein. Im laufenden Jahr waren vor allem die
Ausfuhren in die GUS-Staaten und nach Mittel- und Südamerika rückläufig. Obwohl
im Juni ein Anstieg um 4,5 % zu verzeichnen war, schwächten sich die nominalen
Wareneinfuhren dagegen im zweiten Quartal um 1,3 % ab. Dieser Rückgang wird in
realer Rechnung auch durch die sinkenden Einfuhrpreise nicht gänzlich
kompensiert. Insgesamt sind vom Außenhandel weiterhin kaum Impulse für das
Wachstum in Deutschland zu erwarten.

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist nach drei Rückgängen in Folge im
Juni wieder leicht angestiegen (+0,3 %). Im zweiten Quartal insgesamt
unterschritt die Gesamterzeugung den Stand des Vorquartals um 1,5 %. Eine
schwächere wirtschaftliche Aktivität war als Gegenbewegung zu dem durch die milde
Witterung begünstigten und wachstumsstarken ersten Quartal allgemein erwartet
worden. Dies zeigt sich vor allem im Baugewerbe, das im zweiten Quartal einen
Rückgang der Erzeugung um 5,8 % zu verzeichnen hatte. Die Industrieproduktion
schwächte sich um 1,0 % ab. Auch durch die geopolitisch bedingte Verunsicherung
gingen die Bestellungen in der Industrie im Juni erneut spürbar zurück (-3,2 %),
wobei die aktuelle Entwicklung der Bestelltätigkeit vor allem auch durch das
deutlich unterdurchschnittliche Volumen an Großaufträgen geprägt war. Im gesamten
zweiten Quartal hat sich die Nachfrage nach industriellen Erzeugnissen gegenüber
dem Vorquartal um 0,6 % abgeschwächt. Vor allem die Erwartungskomponente des ifo
Geschäftsklimas hat sich in den letzten Monaten eingetrübt. Gleichwohl dürfte
sich die insgesamt positive Konjunkturtendenz im Produzierenden Gewerbe
fortsetzen. Dies wird unter anderem durch das überdurchschnittliche Niveau der
aktuellen Lagebeurteilungen im ifo Konjunkturtest und durch den
Markit/BME-Einkaufsmanagerindex für die Industrie signalisiert. Letzterer
verbesserte sich im Juli und zeigt eine Expansion der Erzeugung an.

Der private Konsum bleibt eine wichtige Säule der wirtschaftlichen Entwicklung.
Im ersten Quartal des Jahres stiegen die privaten Konsumausgaben preisbereinigt
um 0,7 %. Die Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz-Handel) schwächten sich
allerdings im zweiten Quartal geringfügig um 0,3 % ab. Das ifo Geschäftsklima der
Einzelhändler und insbesondere die Beurteilung der Geschäftslage blieb im
gesamten zweiten Quartal und auch im Juli freundlich. Die positive Einkommens-
und Beschäftigungsentwicklung sowie die stabilen Verbraucherpreise sorgen
weiterhin für eine gehobene Konsumlaune bei den Verbrauchern.

Der Arbeitsmarkt ist weiterhin stabil und eine Stütze der binnenwirtschaftlichen
Entwicklung. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Juli jahreszeitlich bedingt auf
2,871 Mio. Personen. Saisonbereinigt sank die Arbeitslosigkeit aber um 12.000
Personen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg im Mai
saisonbereinigt weiter um 20.000 und die Zahl der Erwerbstätigen im Juni um
16.000 Personen. Nach den Ursprungszahlen waren damit im Mai 42,24 Mio. Personen
im Inland erwerbstätig, 377.000 mehr als vor einem Jahr.

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Hinweis:

Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und
Entwicklung wird in der September-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der
Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 35.
Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Energie zu finden sein.

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[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 11. August 2014
vorlagen. Erste Ergebnisse zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im zweiten
Quartal 2014 werden vom Statistischen Bundesamt am 14. August veröffentlicht.
[2] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber
der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren
Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Angaben.

Quelle:bmwi.bund.de

Von redaktion