Berlin:

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Mai 2018

Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft setzte sich im ersten Quartal 2018 fort. Die Konjunktur
schwächte sich zwar etwas ab, hierbei waren aber auch Sondereffekte maßgeblich. Der Aufschwung
bleibt intakt. Das Produzierende Gewerbe legt im ersten Quartal eine Verschnaufpause ein. Die
industriellen Auftragseingänge waren sogar rückläufig. Das Geschäftsklima bleibt aber
überdurchschnittlich gut. Die Konsumnachfrage der privaten Haushalte bleibt rege. Der Handel zeigt
sich angesichts guter Rahmenbedingungen zuversichtlich. Die weiterhin hohe Nachfrage nach
Arbeitskräften in weiten Teilen der Wirtschaft sorgt für eine stetig steigende Beschäftigung. Die
Herausforderungen für Arbeitgeber bei der Mitarbeitersuche bleiben groß. Die Verringerung der
höheren Arbeitslosigkeit in strukturschwachen Gebieten und die Langzeitarbeitslosigkeit bleiben
Aufgaben.
Die deutsche Wirtschaft ist auch im ersten Quartal des Jahres 2018 gewachsen. [1] Das
Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich preisbereinigt um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. [2] Die
Rate liegt erwartungsgemäß unter dem für die deutsche Wirtschaft recht hohen durchschnittlichen
Quartalswachstum von 0,7 Prozent im Jahr 2017. Die Nachfrage nach industriellen Produkten sowohl
aus dem Inland als auch aus Ländern außerhalb des Euroraums fiel geringer aus als im Vorquartal und
senkte die Exporte. Hinzu kamen einige Sondereffekte, die vorübergehend dämpfend wirkten. Neben der
Grippewelle, den vermehrten Streiks und der frühen Lage der Osterferien dürfte sich die vorläufige
Haushaltsführung des Bundes spürbar ausgewirkt haben. Die Gründe für die schwächere
Auslandsnachfrage sind sicherlich vielfältig. Inwieweit hierzu eine mögliche Verunsicherung durch
die seit Beginn des Jahres schärferen außen- und handelspolitischen Töne der Regierung der
Vereinigten Staaten beitrug, ist derzeit noch schwer zu beurteilen. Insgesamt bleibt der Aufschwung
der deutschen Wirtschaft aber intakt. Die Weltwirtschaft ist weiterhin grundsätzlich in guter
Verfassung und die deutsche Wirtschaft bleibt, wenn man zum Beispiel ihre Nachfrage nach
Arbeitskräften zugrunde legt, auf Wachstum ausgerichtet. Die einschlägigen
Geschäftsklimaindikatoren sind zwar nicht mehr ganz so positiv wie zum Jahreswechsel, ihr
überdurchschnittliches Niveau spricht aber deutlich für die Fortsetzung des Aufschwungs, wenn
vielleicht auch mit etwas angepasster Dynamik.


Die Weltwirtschaft expandiert trendmäßig mit hohem Tempo. Die Weltindustrieproduktion startete
allerdings mit wenig Dynamik in das neue Jahr, lag im Februar dennoch um 3,9 Prozent über dem
Niveau des Vorjahres. Die stärksten Impulse kommen über ein Jahr gesehen von den asiatischen
Schwellenländern, die Produktion der entwickelten Volkswirtschaften wurde aber ebenfalls spürbar
ausgeweitet. Die weiteren Aussichten für den regional breit angelegten globalen Aufschwung bleiben
positiv, auch wenn sich sein Wachstumstempo kaum mehr steigern dürfte. Der globale Markit
Einkaufsmanagerindex erhöhte sich im April und lag deutlich in seiner Wachstumszone. Das ifo
Weltwirtschaftsklima indes schwächte sich im zweiten Quartal, insbesondere hinsichtlich der
Geschäftserwartungen, ab. IWF und OECD rechnen für die Weltwirtschaft für die Jahre 2018 und 2019
mit einem Wachstum von jeweils 3,9 Prozent.
Die deutschen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen haben sich angesichts des weniger
dynamischen außenwirtschaftlichen Umfelds zuletzt schwächer entwickelt. Sie gingen im ersten
Quartal 2018 gegenüber dem Vorquartal in jeweiligen Preisen um 0,3 Prozent zurück. Auch die ifo
Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe sind im April weiter gesunken. Dabei könnte die
aktuelle Handelspolitik der USA eine Rolle gespielt haben. Die nominalen Importe von Waren und
Dienstleistungen haben sich im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal nicht verändert. Sie dürften
angesichts der steigenden Binnennachfrage im weiteren Verlauf aufwärtsgerichtet bleiben.
Die Industrie startete verhalten in das neue Jahr. Ihre Produktion nahm im gesamten ersten Quartal
lediglich um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu, trotz Anstieg um 1,0 Prozent im März. Die
Produktion im Baugewerbe stieg im März um 0,6 Prozent und im gesamten ersten Quartal ebenfalls nur
um 0,1 Prozent. Während innerhalb der Industrie die Investitionsgüter im ersten Quartal um 0,2
Prozent und die Konsumgüter um 2,0 Prozent zulegten, wurde die Produktion von Vorleistungsgütern um
0,9 Prozent zurückgenommen. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe verzeichneten im März
ein Minus von 0,9 Prozent, was vor allem auf einen geringeren Anteil von Großaufträgen zurückging.
Im gesamten ersten Quartal wurden sogar 2,4 Prozent weniger Aufträge registriert. Sowohl die
Nachfrage aus dem Inland (-2,1 Prozent) als auch vor allem die aus Staaten außerhalb des Euroraums
(-3,6 Prozent) war rückläufig. Der Aufschwung in der Industrie bleibt aber intakt, zumal im ersten
Quartal Sondereffekte wie vermehrte Streiks, die Grippewelle sowie die Lage der Osterfeiertage die
Produktion gedämpft haben dürften. Das außenwirtschaftliche Umfeld ist insgesamt positiv, der
Auftragsbestand auf Rekordniveau und das Geschäftsklima überdurchschnittlich gut. Auch vom
Bauhauptgewerbe kommen eher positive Nachrichten. Nach einer ruhigeren Phase wird die Erzeugung im
Produzierenden Gewerbe daher wieder Fahrt aufnehmen.
Die Indikatoren für den privaten Konsum sind zwar gemischt, zeichnen insgesamt aber ein leicht
positives Bild. Die Umsätze im Einzelhandel gingen im März zwar nochmal um 0,6 Prozent zurück.
Damit ergab sich für das erste Quartal ein Minus zum Vorquartal von 0,8 Prozent. Die Zahl der
Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen insbesondere bei den privaten Haltergruppen entwickelt sich im
ersten Quartal demgegenüber sehr günstig. Das ifo Geschäftsklima für den Einzelhandel hat sich im
April wieder etwas aufgehellt, der prognostizierte GfK-Konsumklimaindex für Mai ging dagegen leicht
zurück. Beide Indikatoren bewegen sich auf überdurchschnittlichem Niveau. Angesichts der günstigen
Einkommens- und Beschäftigungsentwicklung dürfte der private Konsum daher weiter zum Wachstum
beitragen.
Die positiven Entwicklungen am Arbeitsmarkt setzen sich mit der üblichen Frühjahrsbelebung fort.
Die Frühindikatoren signalisieren auch nach dem jüngsten leichten Dämpfer eine weiterhin hohe
Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften. Im März nahm die Erwerbstätigkeit saisonbereinigt um
32.000 Personen zu und auch auf Jahressicht blieb der Beschäftigungszuwachs (+1,4 Prozent) sehr
hoch. Der Zuwachs bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung war im Februar nicht mehr so
hoch wie in den Vormonaten, aber nach wie vor sehr kräftig (+53.000 Personen). Die Zahl der
Arbeitslosen sank im April weiter und unterschritt nach den Ursprungszahlen die Marke von 2,4 Mio.
Personen. Gegenüber März ging sie um 7.000 Personen zurück. Die Unterbeschäftigung, die zudem
Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit
berücksichtigt, nahm stärker ab. Die Eindämmung der Langzeitarbeitslosigkeit und die höhere
Arbeitslosigkeit in strukturschwachen Gebieten bleiben als Herausforderungen bestehen.
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Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in
der Juni-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Diese
Ausgabe wird voraussichtlich in der 22. Kalenderwoche 2018 auf der Internetseite des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu finden sein.
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[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 15. Mai 2018 vorlagen. Soweit nicht
anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis
preisbereinigter und kalender- und saisonbereinigter Daten.
[2] Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts vom 15. Mai 2018.

https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/Wirtschaftliche-Lage/2018/20180515-wirtschaftliche-lage-in-deutschland-im-mai-2018.html

Quelle:bmwi.bund.de

 

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