Berlin:

Kinder frühzeitig und individuell unterstützen

Fast jedes dritte Grundschulkind in Deutschland hat Probleme, das Lesen,
Rechtschreiben oder Rechnen zu erlernen – mit besorgniserregenden Folgen
für die individuelle Entwicklung und für die Gesellschaft. Bei etwa der
Hälfte der Kinder sind die Lernschwierigkeiten so erheblich, dass bei
ihnen eine schulische Entwicklungsstörung (Lese-, Rechtschreib- oder
Rechenstörung) diagnostiziert wird. Das sind Ergebnisse einer vom
Bundesbildungsministerium geförderten Studie, die vom Deutschen Institut
für Internationale Pädagogische Forschung, der Universität Hildesheim,
der Universität Frankfurt am Main und der Universität Oldenburg
durchgeführt wurde.

„Es ist unbedingt notwendig, dass Schwierigkeiten beim Lesen-, Schreiben-
oder Rechnenlernen möglichst frühzeitig erkannt werden und den Kindern
schon zu Beginn ihrer Schulzeit mit individueller Förderung geholfen wird.
Nur wenn sie diese wichtigen Kulturtechniken beherrschen, können sie an
allen Aspekten des gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen
Lebens teilhaben und alle Bildungschancen wahrnehmen. Hier liegt eine
große Verantwortung der Länder und ihrer Schulen. Mit unserem neuen
Forschungsvorhaben wollen wir sie dabei wirksam unterstützen“, sagte
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka zum Auftakt des Forschungsvorhabens,
welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in den kommenden
vier Jahren mit rund fünf Millionen Euro gefördert wird.

In dem Projekt werden wissenschaftlich fundierte Diagnose- und
Förderinstrumente entwickelt und im Anschluss erstmals auf einer
Online-Plattform zur Verfügung gestellt. So können sich künftig Schulen,
Schulpsychologen, Lerntherapeuten, kommunale Jugendämter und Eltern über
die Instrumente informieren und diese nutzen. Ziel ist es, dass
evidenzbasierte Informationen sowie Instrumente und Konzepte der Diagnostik
möglichst vielen Kindern und Jugendlichen mit schulischen
Entwicklungsstörungen helfen.

Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität
München, und Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, Direktor des Deutschen Instituts
für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) in Frankfurt am Main,
leiten das Projekt „Entwicklung und Implementation einer Online-Plattform
zur Diagnostik und Förderung von Kindern mit einer umschriebenen
Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten (OnDiFoe)“.

Auch für die besonderen Bedürfnisse von Kindern, die Deutsch als
Zweitsprache erlernen und Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben
entwickeln, werden Möglichkeiten der schulischen Förderung erarbeitet.
Besonders wichtig sind dem Forscherteam die schulischen Hilfen und die
bisher vernachlässigten psychischen Belastungen, insbesondere von Ängsten
der Schulkinder mit Lernstörungen. Denn wer Angst vor Mathe und dem
Vorlesen hat, traut sich weniger zu und verliert immer mehr die Motivation
am Lernen.

In allen Bereichen arbeitet das Wissenschaftlerteam eng mit Vertreterinnen
und Vertretern aus der Praxis zusammen, sodass alle Diagnose- und
Förderinstrumente gut anzuwenden sein werden. So stellen die Forscherinnen
und Forscher etwa Tests zur Verfügung, mit denen bereits in der
Grundschule Risiken für Lernstörungen und psychische Belastungen
festgestellt werden können. Hierzu entwickeln sie Fragebögen für
Lehrkräfte, mit denen sie schnell und zuverlässig die Risiken für
Lernschwierigkeiten eines Kindes feststellen können.

Immer größere Bedeutung in der Lernförderung bekommen Computerspiele
(sogenannte „Serious Games“), die basierend auf evaluierten Fördermethoden
den Kindern spielerisch helfen, sich im Lesen, Rechtschreiben und Rechnen
zu verbessern. Dabei passen sich die Spiele dem individuellen Lernstand an
und motivieren die Kinder durch eine schnelle Rückmeldung über
Lernerfolge.

Mehr Informationen:

http://www.empirische-bildungsforschung-bmbf.de/de/302.php

Quelle:bmbf.bund.de

Von redaktion