Berlin:

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Dezember 2016

* Das Wirtschaftswachstum dürfte im vierten Quartal wieder etwas Fahrt
aufnehmen, nachdem es sich im dritten Quartal wie erwartet verlangsamt
hatte.
* Das weltwirtschaftliche Umfeld ist weiterhin schwierig, scheint sich aber
allmählich ein wenig aufzuhellen, sodass sich die Exportaussichten etwas
verbessern.
* Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat sich im dritten Quartal
stabilisiert und im Oktober seitwärts bewegt. Die Indikatoren deuten auf
eine gewisse Belebung in den kommenden Monaten hin.
* Die Nachfrage nach Arbeitskräften verliert etwas an Dynamik, bleibt aber
weiterhin hoch. Der private Konsum erhält weiterhin zuverlässige Impulse
vom Arbeitsmarkt.

Die Konjunktur <http://www.bmwi.de/DE/Themen/Industrie/statistische-daten.html>
dürfte im Jahresendquartal wieder etwas Fahrt aufnehmen. [1] Im dritten Quartal
hatte sie sich abgeschwächt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm lediglich um
0,2 % gegenüber dem Vorquartal zu. [2] Die Konsumausgaben der privaten Haushalte
und des Staates wurden kräftig erhöht und auch die Bauinvestitionen ausgeweitet.
Die Investitionen in Ausrüstungen wurden dagegen angesichts der schwachen
Exportentwicklung und der Unwägbarkeiten aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld
eingeschränkt. Im Ergebnis stand einer robusten Binnennachfrage ein negativer
Wachstumsbeitrag des Außenhandels gegenüber. Die Weltkonjunktur scheint sich aber
im zweiten Halbjahr ein wenig zu beleben. Das Geschäftsklima hat sich auch
deshalb wieder spürbar aufgehellt. Die Bestellungen des Verarbeitenden Gewerbes
erhielten im Oktober einen außergewöhnlichen Schub. Zwar hat sich der Anstieg der
Beschäftigung seit dem Sommer auch in Dienstleistungsbereichen spürbar
verlangsamt. Aber gerade auch im tertiären Bereich ist die Konjunktur nach einer
zögerlichen Entwicklung im dritten Quartal weiter aufwärtsgerichtet. Die
gesamtwirtschaftliche Leistung sollte daher im vierten Quartal etwas stärker
zunehmen als im Vorquartal.

Die Aussichten für die Weltwirtschaft haben sich insgesamt etwas aufgehellt. Die
weltweite Industrieproduktion ist weiter leicht aufwärtsgerichtet, was vor allem
auf die Schwellenländer zurückgeht. In den Vereinigten Staaten hat die Konjunktur
im dritten Quartal wieder an Dynamik gewonnen. Dies dürfte sich im vierten
Quartal fortsetzen. Die Wirtschaftsleistung der EU-28 ist im dritten Quartal um
0,4 % gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Alle Länder konnten ein Wachstum
verzeichnen. Das Vereinigte Königreich wuchs in Folge der Pfund-Abwertung nach
dem Brexit-Referendum <http://www.bmwi.de/DE/Themen/europa,did=771554.html> mit
+0,5 % sogar recht deutlich. Das Wachstum in China schwächt sich tendenziell
weiter ab, bleibt aber vergleichsweise hoch. Die großen rohstoffexportierenden
Schwellenländer Russland und Brasilien dürften allmählich ihre Rezession
verlassen. Auch in den Industriestaaten dürfte sich das Wachstum etwas
beschleunigen. Insgesamt wird das globale Wachstum, aufgrund des schwachen ersten
Halbjahrs, im Jahr 2016 geringer ausfallen als im Vorjahr. Die OECD erwartet im
Jahr 2016 einen Anstieg des globalen BIP von 2,9 %. Im Jahr 2017 dürfte sich das
Wachstum auf 3,3 % beschleunigen. Die Unsicherheiten bleiben allerdings nicht
zuletzt aufgrund des Brexit, der Unwägbarkeiten der zukünftigen US-Politik und
der politischen Lage in Italien hoch.

Angesichts der leichten Belebung der Weltkonjunktur sind die deutschen Ausfuhren
wieder leicht aufwärtsgerichtet. Die temporäre Schwächephase im Sommer scheint
überwunden. Saisonbereinigt sind die Ausfuhren im Oktober um 0,5 % gegenüber dem
Vormonat gestiegen. Sie liegen nun wieder auf dem Niveau vom Frühjahr dieses
Jahres. Die nominalen Einfuhren haben im Oktober mit saisonbereinigt 1,3 % etwas
stärker zugenommen. Im Dreimonatsvergleich sind die Wareneinfuhren mit einem
Zuwachs von 2,0 % in etwa so stark gestiegen wie die Ausfuhren mit 1,9 %. Vom
Außenhandel gehen demnach per Saldo gegenwärtig keine deutlichen Wachstumsimpulse
aus. Die Entwicklung der nationalen Konjunkturindikatoren wie die industriellen
Auftragseingänge, die Exporterwartungen der Unternehmen sowie die der realen
effektiven Wechselkurse deuten aber wie auch die allgemeine Einschätzung der
Weltkonjunktur auf eine moderate Exportbelebung hin.

Die Industrieproduktion entwickelte sich zuletzt seitwärts. Sie stagnierte im
Oktober annähernd mit +0,1 % im Vergleich zum Vormonat. Im Zweimonatsvergleich
wurde die Produktion von Vorleistungsgütern um 0,6 % und die von
Investitionsgütern um 0,2 % ausgeweitet. Die Herstellung von Konsumgütern ging
leicht zurück. Der deutliche Anstieg der Auftragseingänge zu Beginn des vierten
Quartals (+4,9 %) hat kurzfristig noch zu keiner Ausweitung der Produktion in der
Industrie geführt. Die Industrieproduktion konnte sich somit noch nicht
nachhaltig aus der Stagnation im dritten Quartal lösen. Die Produktion im
Baugewerbe hat sich dagegen zu Beginn des vierten Quartals um 1,7 % im Vergleich
zum Vormonat deutlich erhöht. Die verbesserten industriellen Auftragseingänge und
das günstigere Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe deuten
nunmehr auf eine gewisse Belebung der Konjunktur im Produzierenden Gewerbe zum
Jahresende hin.

Im dritten Quartal wurden die privaten Konsumausgaben um 0,4 % ausgeweitet und
leisteten damit erneut einen wesentlichen Beitrag zum Wachstum des BIP. Auch im
Jahresschlussquartal dürfte der private Konsum eine wichtige Stütze der
konjunkturellen Entwicklung bleiben. So sind die Umsätze im Einzelhandel im
Oktober kräftig um 2,4 % gestiegen und auch die Kfz-Umsätze legten in den
vergangenen Monaten wieder spürbar zu. Die Stimmung im Einzelhandel hat sich im
November auf hohem Niveau verbessert und auch das GfK-Konsumklima der Verbraucher
ist zuletzt gestiegen. Der Anstieg der Verbraucherpreise zum Vorjahr blieb mit
0,8 % im November noch moderat, dürfte aber allmählich weiter zunehmen.

Die positiven Entwicklungen am Arbeitsmarkt setzten sich fort, wenn auch
verlangsamt. Die Erwerbstätigkeit ist in diesem Jahr weiter gestiegen, wenn auch
seit den Sommermonaten nicht mehr ganz so dynamisch. Im Oktober lag sie bei gut
43,8 Mio. Personen, 0,8 % über Vorjahresniveau. Bei der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung indes ist seit Juni kein klarer
Aufwärtstrend mehr erkennbar, wobei auch im September der Vorjahresstand deutlich
überschritten (+1,3 %) wurde. Auch deuten die Frühindikatoren weiterhin auf eine
hohe Nachfrage nach Arbeitskräften hin. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen
ist im November weiter leicht rückläufig. Sie sank im November saisonbereinigt um
5.000 Personen und beträgt nach den Ursprungszahlen 2,53 Mio. Personen.
Tendenziell dürfte diese Entwicklung anhalten. Gebremst wird der Abbau durch den
Zugang von Flüchtlingen zum Arbeitsmarkt, der vor allem durch
arbeitsmarktpolitische Maßnahmen aufgefangen wird. Insgesamt dürften vom
Arbeitsmarkt auch weiterhin positive Impulse für die gesamtwirtschaftliche
Entwicklung ausgehen.

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Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und
Entwicklung wird in der Januar-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der
Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 52.
Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Energie zu finden sein.

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[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 9. Dezember 2016
vorlagen.
[2] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber
der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren
Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Daten.

Quelle: bmwi.bund.de

Von redaktion