Berlin:

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Oktober 2016

* Die deutsche Wirtschaft

<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/schwerpunkte-der-wirtschaftspolitik.html>
expandiert im zweiten Halbjahr langsamer als im starken ersten Halbjahr.
Das Wachstumstempo bleibt aber solide.
* Die weltwirtschaftliche Dynamik bleibt verhalten und das
außenwirtschaftliche Umfeld schwierig. Starke positive Impulse für die
deutschen Exporte sind derzeit rar.
* Die Industrieproduktion ist noch zurückhaltend, die Nachfrage scheint aber
wieder zuzunehmen. Die Bauwirtschaft befindet sich demgegenüber im Aufwind.
* Vom Arbeitsmarkt gehen weiterhin positive Impulse auch auf den privaten
Konsum aus.

statistik

Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft ist solide. [1] Das Wachstumstempo dürfte
aber im zweiten Halbjahr etwas langsamer ausfallen als im starken ersten
Halbjahr. Das weltwirtschaftliche Umfeld ist zu Beginn des zweiten Halbjahres von
Unwägbarkeiten geprägt. Nach der Brexit-Entscheidung
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/europa,did=771554.html> ist der Verlauf des
Austrittsprozesses und die Ausgestaltung der wirtschaftlichen Beziehungen zum
Vereinigten Königreich nach wie vor ungewiss. Ein wirtschaftlicher Schock für die
deutsche Wirtschaft zeichnet sich dadurch aus heutiger Sicht aber nicht ab.
Aktuell erschweren Ferientageeffekte eine Interpretation der nationalen
Konjunkturindikatoren für die Sommermonate. [2] Es liegt daher nahe, die
Berichtsmonate Juli und August zusammen zu betrachten. Die Industrieproduktion
war in diesem Zeitraum geringfügig niedriger als im bereits schwachen zweiten
Quartal. Die Auftragslage hellte sich aber etwas auf. Die Ausfuhren von Waren
blieben jedoch trotz der guten Ergebnisse im August ebenfalls leicht gedämpft.
Die Stimmung der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe hat sich gemessen am
ifo-Konjunkturtest nach der Eintrübung im Vormonat aber wieder aufgehellt. Die
Grundkonstitution des Baugewerbes bleibt gesund. Die überraschend verhaltene
Entwicklung am Arbeitsmarkt zu Beginn des zweiten Halbjahres deutet jedoch auf
eine langsamere Gangart im Dienstleistungsbereich hin. Alles in allem dürften die
Impulse im zweiten Halbjahr weniger ausgeprägt ausfallen. Die
binnenwirtschaftlichen Auftriebskräfte bleiben aber intakt.

Vor allem das außenwirtschaftliche Umfeld bleibt schwierig und das globale
Wachstum zögerlich. Gemessen an der Industrieproduktion ist die Weltwirtschaft
nach einer Belebung im zweiten Quartal schwach in das dritte Quartal gestartet.
Im laufenden Jahr bewegte sich die industrielle Aktivität in den Industrieländern
bislang allenfalls seitwärts, während Impulse vor allem von den Schwellenländern
Asiens ausgingen. Insgesamt dürfte das diesjährige Wachstum der Weltwirtschaft
etwas geringer ausfallen als im vergangenen Jahr. Der Internationale
Währungsfonds geht gemäß seiner Prognose vom Oktober von einem Anstieg des
globalen BIP von 3,1 % in diesem und von 3,4 % im Folgejahr aus. In den
Vereinigten Staaten hat die Konjunktur im zweiten Quartal leicht angezogen. In
Japan fiel das Wachstumstempo nach einer Beschleunigung im ersten Quartal jedoch
wieder zurück. Auch im Eurogebiet verlangsamte sich das Wachstum im zweiten
Quartal leicht. Die Wirtschaft im Vereinigten Königreich scheint sich weiter
relativ robust zu entwickeln. In den Schwellenländern bleibt die konjunkturelle
Lage heterogen. Für die rohstoffproduzierenden Schwellenländer zeichnet sich
Licht am Ende des Tunnels ab. In den Schwellenländern Asiens bleibt das Wachstum
hoch, auch wenn das Expansionstempo abnimmt. Die Abwärtsrisiken im
außenwirtschaftlichen Umfeld bleiben angesichts vielfältiger Risiken erhöht.

Vor diesem Hintergrund sind die Warenausfuhren in jeweiligen Preisen
saisonbereinigt im August um 5,4 % im Vergleich zum Vormonat deutlich gestiegen.
In den Monaten Juli/August blieben sie aber geringfügig schwächer als im zweiten
Quartal. Die Wareneinfuhren nahmen im August um 3,0 % gegenüber dem Vormonat zu
und zeigen sich auch in den Monaten Juli/August insgesamt stärker als im zweiten
Quartal. Im August ergab sich ein positiver Saldo des Warenhandels in Höhe von
22,2 Mrd. Euro. Der Leistungsbilanzsaldo beziffert sich nach vorläufigen
Berechnungen der Deutschen Bundesbank auf 17,9 Mrd. Euro und damit 3,4 Mrd. Euro
mehr als im August des Vorjahres. Insgesamt deuten die Wachstumserwartungen für
die wichtigsten Handelspartner auf ein nur moderates Wachstum der deutschen
Exportmöglichkeiten hin. Allerdings haben sich die Bestellungen aus dem Ausland
nach einem Rückgang im zweiten Quartal etwas erholt.

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat sich im Jahresverlauf bisher nur
verhalten entwickelt. Im August konnte die Industrieproduktion zwar kräftig um
3,3 % ausgeweitet werden, insbesondere im Bereich der Investitionsgüter. Dies war
die erwartete Gegenreaktion auf den schwachen Juli, der überdurchschnittlich
stark durch die diesjährige Lage der Werksferien belastet war. Im Durchschnitt
der Monate Juli und August lagen sowohl die Industrieproduktion als auch die
Umsätze dennoch leicht unter dem Niveau des zweiten Quartals. Gleichwohl gibt es
Signale einer allmählichen Belebung der Industriekonjunktur. So zogen die
Auftragseingänge zuletzt etwas an und auch die Stimmung in den Unternehmen hat
sich aufgehellt. Die ifo Geschäftserwartungen für das Verarbeitende Gewerbe
kletterten im September auf den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren. Die
Bauproduktion fiel im August etwas schwächer aus als im Vormonat, dürfte sich
aber angesichts der anhaltend positiven Rahmenbedingungen und der kräftigen
Entwicklung der Auftragseingänge und Baugenehmigungen weiter dynamisch
entwickeln.

Der private Konsum bleibt wichtige Stütze der Konjunktur. Gemäß der aktuellen
Herbstprojektion der Bundesregierung werden die privaten Konsumausgaben in diesem
Jahr preisbereinigt um 1,7 % zunehmen und damit erneut einen wesentlichen Beitrag
zu wirtschaftlichen Entwicklung leisten. Die Umsätze im Einzelhandel sind im
August allerdings etwas schwächer ausgefallen als im Vormonat und auch der
Kfz-Handel hat etwas an Dynamik verloren. Das Geschäftsklima im Einzelhandel hat
sich im September aber wieder spürbar erholt. Die beruhigende Situation am
Arbeitsmarkt, der nach wie vor geringe Preisauftrieb, und die gute
Einkommensentwicklung – nicht zuletzt auch aufgrund der Rentenanpassungen im Juli
– sorgen für eine anhaltend hohe Kauflaune der Verbraucher.

Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter positiv, die Entwicklung war aber zuletzt
uneinheitlich. Die Erwerbstätigkeit stieg im August auf 43,7 Mio. Personen. Dies
bedeutet eine Zunahme um 1,2 % gegenüber dem Vorjahr. Der Aufbau bei der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung war am aktuellen Rand aber
unterbrochen. Die registrierte Arbeitslosigkeit sank im September nach der
Sommerpause wieder auf 2,61 Mio. Personen, saisonbereinigt blieb sie nahezu
unverändert. Die Unterbeschäftigung, die auch Teilnehmer an
arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen erfasst, steigt seit einigen Monaten leicht an.
Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich der Rückgang der registrierten
Arbeitslosigkeit mit zunehmendem Zugang von Flüchtlingen zum Arbeitsmarkt
abschwächen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften befindet sich weiterhin auf einem
sehr hohen Niveau. Vom Arbeitsmarkt gehen daher weiterhin positive Impulse auf
die gesamtwirtschaftliche Entwicklung aus.

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Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und
Entwicklung wird in der November-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der
Wirtschaftspolitik“ <http://www.bmwi.de/DE/Mediathek/monatsbericht.html>
veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 44. Kalenderwoche auf
der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu finden
sein.

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[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 11. Oktober 2016
vorlagen.
[2] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber
der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren
Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Daten.

Downloads

Ausgewählte Daten zur wirtschaftlichen Lage
Stand: Oktober 2016
PDF:  9,6 KB
<http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/W/wirtschaftliche-lage-brd-10-2016,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf>

Quelle:bmwi.bund.de

 

Von redaktion